Mittwoch, 1. September 2010

gelassenheit und ungeduld

Also da komme ich echt ins krübeln Nimmerland,

grade habe ich einen 8 Stunden Reunionsmarathon hinter mir und ich platze fast vor unverständnis und ungeduld. Ich verstehe das einfach nicht. Da beschwert sich die halbe Welt, dass die Kaffeemesse letztes jahr so scheisse lief und dass man nicht wieder die gleichen fehler machen darf und was machen die Leute: Die gleichen Fehler wieder!

Vor 4 Monaten war ich auf dem ersten von seit dem gefühlten 20 Treffen zu dem Thema und es gibt bisher genau NULL Fortschritt. Und dabei haben die doch einen astreinen Effizienzdeutschen an der Hand, der Kommisionen einrichtet, Pläne macht, ein bisschen Erfahrung mit Organisationsdingen hat und der dazu noch quasi rundumdieuhr ohne Bezahlung arbeitet.

Aber nein, es wird sich weiter um entscheidungen gedrückt und vor allem ganz viel geschwafelt und wenn ich dann mal auf den Tisch haue und sage: So gehts nicht, so kommt nix bei rum und alles wird total improvisiert sein und das wolt ihr ja grade nicht, dann werde ich komisch angeschaut, weil es mir erstens als freiwilliger ja nichtt zusteht und ich zweitens kein Verständnis für die Tico-Sitten zeige.

Und natürlich haben sie ja auch irgendwie recht und eigentlich kann mir das alles ja echt egal sein, aber es kümmert mich trotzdem, vor allem weil ich ja viel arbeit da reinstecke und es einfach frustrierend ist. So frustrierend, dass ich dir jetzt schreiben muss. Ich habe echt das gefühl zu Platzen, sitze da höre mir das geschwafel an und sehe zu wie das den bach runter geht und könnte explodieren. ich bin heute echt zweimal rausgegangen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe diese ganze schaumschlägerei. Hätte am liebsten jedem Tico da mal ne backpfeife gegeben und sie allen ihren Ämtern enthoben. Aber natürlich kann ich das auch alles nicht alleine planen und will das ja auch gar nicht. trotzdem komme ich mir so überflüssig vor und die Zeit so verschwendet. egal, jetzt hab ich mich ja ein bisschen abreagiert.

Die eigentliche Ironie an der sache ist, dass ich heute eine Bewertung von einer Philosophiearbeit bekommen habe und mir mein Prof geschrieben hat, ich soolle weiter meine gelassenheit beibehalten. Hahahaha.

And that is the meaning of lif...

Gute Nacht,

Nimmerland

Mittwoch, 18. August 2010

Lange ists her...

Tja Nimmerland,

war und wird wohl nix mit dem öfter mal kurz melden und um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung woran das liegt. Wird wohl aber eine Mischung aus Faulheit und dem immerwährenden Umstand sein, dass das Internet in so weiter Ferne liegt. Nichtsdestotrotz gibt’s jetzt mal wieder eine längeres Update, jetzt wo ich ein bisschen Zeit habe.

Und warum habe ich Zeit. Weil ich im Wartezimmer der Klinik in Puriscal sitze und darauf warte in den nächsten 3-4 Stunden an die Reihe zu kommen. Ich bin mal wieder überrascht von dem wirklich guten medizinischen Standard in diesem Land. Gerade die Klinik in Puriscal ist hochmodern und wirklich mit allem ausgestattet was das medizinische Herz begehrt. Als Ausländer zahle ich 60 Euro Behandlungsgebühr, wobei Röntgen, Blutbild und sogar Medikamente inklusive sind. Kein Wunder, dass sich so viele Amis bei einem Trip nach Costa Rica mal eben durchchecken lassen, was ja eigentlich nicht sehr fair ist. Auf jeden Fall wirklich gut ausgestattet der Laden, auch wenn das natürlich nicht überall in Costa Rica so aussieht und ich auch schon die eine oder andere Schauergeschichte gehört habe. Aber wenn man sich die Situation auf dem Land in Deutschland anschaut (z.B. Meckpom) dann stellt sich das auch nicht besser dar. In San Jose gibt es hingegen ein halbes Stadtviertel nur mit Kliniken und Ärzten, wobei die meisten davon privat sind. Der medizinische Tourismus in Costa Rica wächst und wächst ähnlich wie in Thailand und vor allem für plastische Chirurgie kommen viele Ausländer nach San Jose.

Also warum bin ich eigentlich in der Klinik? Ich war letzte Woche wieder mal mit Freunden in Nicaragua und wiederzwei Tage mit Boot auf dem Lago Nicaragua nach Solentiname unterwegs. War mal wieder sehr lustig und es wurde gefischt, viel gelacht, relaxt und getrunken. Auf jeden Fall muss ich mir beim schwimmen im See oder auf diesem verdreckten Boot – das hättet ihr mal sehen müssen – was eingefangen. Habe irgendeinen Ausschlag, der sich innerhalb einer Woche über den ganzen Körper verteilt hat. Und weil mittlerweile meine Haut schon blutig aufplatzt und es echt wehtut und ich nicht schlafen kann, hab ich gedacht: Gehst du mal besser zum Arzt. Ist ja das erste Mal für mich hier in Costa Rica und nach einem Jahr kann ich damit dann eigentlich ganz zufrieden sein. Wenn man sich mal anschaut mit was sich die anderen Freiwilligen schon so rumgeschlagen haben, ist so ein bisschen Ausschlag ja noch ganz harmlos. Wenigstens gibt mir das ein bisschen Zeit zum schreiben.

Meine liebe Mutter hat mich darauf hingewiesen, dass sich mein Blog wie eine einzige Party liest, weil ständig vom Trinken und Drogen die Rede sei. Nimmerland, das stimmt natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Hier geht es wirklich ruhig zu und z.B. war ich in den letzten 4 Monaten hier in Palmichal zweimal in der Kneipe für ein Bierchen. Aber gerade weil es sonst immer so ruhig ist – bei mir zumindest – und ja auch das Geld echt knapp ist, werden die raren Gelegenheiten zum Feiern dafür exzessiv genutzt. Und da das dann meistens irgendwelche Partys oder besondere Anlässe sind, bleiben mir die eben im Gedächtnis und werden somit als erzählenswert erachtet. Also um der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen: Es wird wenig gefeiert, aber wenn dann viel – falls es jemanden interessiert. Ich will hier ja keine schlechte Reputation aufbauen.

Daher will ich es diesmal auch dabei belassen zu sagen, dass Solentiname wirklich lustig und entspannt und trotzdem auch irgendwie anstrengend war. Außerdem habe ich meinen Geburtstag gefeiert und das war wirklich sehr lustig, denn auch wenn ich alle Leute eingeladen hatte, hätte ich nie gedacht, dass auch wirklich fast alle kommen. Naja, so waren also auf einmal 25 Leute bei mir im Haus und so wurden Matratzen und Decken aus der Lodge „geliehen“. Und da ein paar schon früher kamen und ein paar noch länger blieben, war das ein wirklich schöner und entspannter Geburtstag und ich kann mich nur bei Allen bedanken, die sich da auf den weiten Weg gemacht haben und auch bei denen, die aus der Ferne an mich gedacht haben.

Ansonsten war der letzte Monat irgendwie ruhig, vor allem weil mein Chef im Urlaub war. Habe trotzdem ein bisschen was von meiner To-Do-Liste streichen können, ein paar Übersetzungen gemacht, die Mailbeantwortung des Vereins übernommen, Bänke und Tische gestrichen, einen alten gusseisernen Ofen restauriert, mit dem Bau des Kompost begonnen und natürlich auch weiter in der Lodge geholfen und meinen Deutsch- und Englischkurs gegeben. Trotzdem war es ein ruhiger Monat und so war ich doch irgendwie froh, als mein Chef wieder kam, zumal mit gefüllten Taschen. So wurde mein August mit Pumpernickel, Landjäger und Löwensenf eingeleitet, was mir wirklich eine dicke Portion Heimweh beschert hat. Und trotz des Heimwehs habe ich mittlerweile das Gefühl auch in Palmichal richtig angekommen zu sein und das will ich euch anhand zwei kleiner Erlebnisse des letzten Monats schildern.

Ihr wisst ja nun, dass ich wirklich auf dem Land wohne und zwar sowas von im Nirgendwo, dass es purer fast nicht mehr geht. Und so hab ich mir an einem freien Samstag ein Frühstück gemacht, wie ich es frischer noch nicht gegessen habe. Habe mich morgens auf den halbstündigen Weg zur Käserei auf dem Berg gemacht und frischen Käse und frische Eier gekauft – und ich meine wirklich frisch, also gerade gemacht. Bei meinem Nachbarn habe ich mir Milch bestellt und auch das heißt, ich habe neben der Kuh gewartet, während er mir einen Liter Milch frisch „gezapft“ hat. Dann habe ich mir ein Pinto gemacht mit Kräutern aus meinem Garten und frisch gekochten Bohnen, Rührei, Tortillas, Käse und lecker Kaffee. Dann habe ich mich mit diesem köstlich frischen Mahl auf die Bank vor mein Haus gesetzt, mich von den Sonnenstrahlen wärmen lassen, die durch den Morgennebel brachen, habe die Schmetterlinge in meinem Garten beobachtet und dem Bach zugehört, der durch mein Grundstück plätschert. Und das war alles in allem wirklich ein Moment tiefster Zufriedenheit und persönlichen Glückes.

Das zweite Erlebnis hatte ich zwei Wochen danach. Einer meiner Nachbarn ist Hobbie-Imker und da mich das sehr interessiert, hat er mich eingeladen mir das alles zu zeigen. Er hat neben den typischen italienischen Bienen auch noch ganz viel andere Wild- und Waldbienen die nicht stechen. Die niesten meist in alten Baumstämmen und Er nimmt den Stock, siedelt ihn um und nimmt ihn nachts mit nach Hause, wenn alle Bienen schlafen. Auf jeden Fall haben wir zusammen zwei Bienenstöcke geöffnet, ein paar Waben mit dem Messer entfernt und den Honig frisch aus den Waben getrunken. Es ist nicht nur so, dass der Honig durch die verschiedenen Blüten anders schmeckt, sondern auch, dass die unterschiedlichen Bienenart unterschiedliche Geschmäcker produzieren. So war der eine Honig golden und zäh und hatte ein Zitrusaroma und der andere ganz klar und dünnflüssig mit einem ganz unbeschreiblichen Geschmack. Ehrlich habe selten so etwas frisches und köstliches gekostet und hoffe das nochmal wiederholen zu können. Das ist wirklich ein krasses Erlebnis: Die Bienen schwirren um einen herum. Man hat einen Wachskelch bis oben hin mit Honig gefüllt und allesklebt und tropft und es ist einfach großartig. Mein Nachbar vermischt den Honig mit selbstgebranntem Schnaps und das schmeckt dann wie Mett, nur ein bisschen stärker und da die Gallone (DIE GALLONE!!!!) nur 12 Dollar kostet, habe ich gleich mal zwei für die nächste Party geordert. Also ca. 8 Liter feinsten Honigschnaps für 25 Dollar. Wenn das mal kein köstliches Schnäppchen ist, Prost!

Das waren also meine zwei So-langsam-fühle-ich-mich-hier-zu-Hause Erlebnisse, die ausnahmsweise mal nix mit feiern zu tun haben. Und trotz des Heimwehs und den Schwierigkeiten beim sozialen Neustart habe ich beschlossen nochmal ein halbes Jährchen dranzuhängen und so kannst du mich frühestens im März 2011 zurückerwarten. Dann gibt’s aber ein Wiedersehen, dass sich feiertechnisch gewaschen hat, aber das weißt du ja mein Nimmerland. Bis bald,

Felix

Mittwoch, 7. Juli 2010

Mal wieder Nicalandia und mal wieder Inseln

Hey Schlummerland,

schon ne ganze Weile her, aber ich gehe davon aus, dass du Dank Rundbrief auf dem neusten Stand bist. Was ist denn eigentlich passiert seit dem. Viel und auch wieder nix und daher beschränke ich mich auf die Mitte.

Vor zwei Wochen habe ich mich – mal wieder – auf den Weg nach Nicaragua gemacht. Diesmal allerdings keine Visums-Ausreise, sondern ein Kurztrip mit Freunden und Bekannten nach Solentiname, einem kleinen Inselarchipel im Lago Nicaragua. Wie immer mit den Locos war es mal wieder ein wohlorganisiertes Chaos. Am Sa. irgendwann Nachmittags mit 18 Leuten auf nem Pickuptruck auf den Weg zum Schotterpisten-Grenzübergang nach Papaturro gemacht. Wollten eigentlich abends schon auf den See und die Nacht im Boot verbringen, aber wie immer gab es mal wieder Verspätung du so kein Boot und auch erst mal keinen Schlafplatz. Zum Glück und - wie immer eigentlich –kannte wieder jeder die ganze Welt und so haben wir kurzerhand den Abend und die Nacht auf der Hausbaustelle des Vaters einer Freundin verbracht. Kein Problem, den Schlafsäcke und Hängematten waren zu stelle. Wände gab es noch nicht aber wenigstens ein Dach und mehr braucht man ja nicht. Die Nacht wurde – mal wieder – Gitarre spielend, trinken und feiernd verkürzt und irgendwie schien es um die Aufbruchsmotivation am nächsten Morgen um 5 Uhr nicht gut bestellt. Zu Anfangs zumindest nicht. Das legte sich dann ganz schnell wieder mit den ersten Guten Morgen Bieren und Schnäpsen und einmal mehr zeigte sich was für eine versoffene Truppe das doch ist - oder wir doch sind (?). Ich passte erst mal, denn mit Kater, wenig Schlaf und bald knallender Sonne war ich noch nicht wieder in Stimmung für Saufgelage. Auf jeden Fall, betrunken und nicht betrunken machten wir uns auf den Weg und warteten natürlich wieder ne kleine Ewigkeit auf den Onkel einer Freundin, der uns mit dem Boot herumschippern sollte.

Irgendwann waren wir allem im Boot versammelt, der Reis und das Gemüse kochten, die Alkoholreserven waren aufgefrischt worden, die Hängematten aufgehängt und Alle machten es sich auf dem Dach bequem. Zuerst den Fluss runter – wunderschöne Mangrovenlandschaft – und dann raus auf den See. Der Lago Nicaragua ist ja der zweitgrößte Süßwassersee der Welt und so kommt man sich eher vor wie auf einem Meer. Das Bott tuckerte also gemütlich vor sich hin und irgendwann auf der Mitte des Sees springen wir alle ins Wasser und…. Stehen bis zu den Hüften drinnen. Ganz komisches Gefühl. Am Horizont die inseln von Solentiname und man bricht sich fast den Hals beim ins Wasser springen. So wie der Balaton, nur ein bisschen größer. Auf jeden Fall wurde jetzt erst mal gespachtelt, denn nach 2-3 Stunden waren der Reis und das Gemüse für die ganze Truppe auf einer kleinen Gasflamme gekocht endlich fertig. Lecker, würzige Pampe mit Allerlei und Ei dazu. Bei der ersten richtigen Mahlzeit seit 18 Stunden war „Hauptsache satt“ das Wichtigste. Haben dann die Inseln angesteuert, kleine Spaziergänge gemacht, weiter getuckert, immer wieder in Wasser gesprungen und wie kann man es anders nennen als „einfach das Leben und den wunderschönen Tag genossen.“ Irgendwann hab ich mich dann auch wieder der Trinkgesellschaft angeschlossen und als es bei Sonnenuntergang wieder Richtung „Festland“ ging hatten wir fast alle schon wieder ganz gut Einen sitzen. Manche sogar so sehr, dass sie vor der Grenzpolizei versteckt werden mussten, andere so sehr, dass sie beinahe ertrunken wären und wiederum andere so sehr, dass gleich der nächste Trip – länger und mit mehr Leuten - nach Solentiname geplant wurde (unter denen natürlich auch ich).

Naja, auf jeden Fall wieder „heil“ in Papaturro angekommen fing es natürlich schön an zu pissen undwieder auf dem Pickup blieb uns nichts anderes übrig als komplett, aber wirklich komplett nass zu werden – immerhin singend. Keine Ahnung – mittlerweile schon wieder gut dabei – aber irgendwann nachts in Upala angekommen. Was machen? Weiterfeiern! Wo? Bei Daniel! Daniel, mit auf Tour gewesen und einer der Locos denen ich immer und überall über den Weg laufe und zwar meist betrunken. Leider hatte schon alles geschlossen, aber zum Glück kennt wieder irgendwer irgendwen und so wird der Supermarkt nochmal aufgeschlossen und Fleisch und Guarro „beschafft“. Bei Daniel angekommen wurde der Grill angeworfen und auf einmal war schon wieder ein Haufen Leute da und so wurde einfach dort weiter gemacht wo tags zuvor um 15 Uhr angefangen wurde. Es regnete die ganze Zeit weiter und irgendwann kam jemand an und sagte der Fluß würde überlaufen – was häufiger passiert. Das wasser, dass sich dann allerdings seinen Weg durch ganz Upala bahnt, kommt allerdings aus, na ratet mal, genau, aus Bijagua. Auf jeden Fall mussten wir zunächst Sandsäcke schleppen bevor wir weiterfeiern konnten. Das Haus blieb trocken, aber wir standen draußen Knietief im Wasser und haben…natürlich weiter gegrillt und getrunken. War eigentlich ganz praktisch, dass wir alle draußen waren, denn so konnte immer irgendjemand die Sachen raus fischen, die weggeschwemmt wurden und nass bis auf die Knochen waren wir ja sowieso. Irgendwann dann auf den Weg gemacht – oder besser auf den Fluss gemacht –und durchs Wasser zu meiner Schlafstätte bei einer Freundin gemacht. Also alles in allem ein verrücktes und dann doch wieder relativ normales WE hier in Ticolandia.

Grützi,

Felix

Dienstag, 18. Mai 2010

Wo bin ich?

Ich sitze gerade auf der Terrasse meines Projekts. Das Bächlein plätschert, die Vögle kündigen bei noch Sonnenschein baldigen Regen an und ich trinke frischen Kräutertee aus dem eigenen Garten. Heute gab es fast gar nix zu tun und bis auf ein paar Reparaturen und einer Reunion die gleich noch ansteht soll es das auch für heute gewesen sein. Ab morgen wird’s dann wohl richtig stressig, denn dann beginnt die Expotour, eine Tourismusmesse an der mein Projekt teilnehmen wird und auf der ich jeden Tag meine 10 Stunden verbringen werde. Dafür dass das die größte Messe dieser Art im Land ist, ist mein Projekt denkbar schlecht darauf vorbereitet. Ich habe nun ja schon genügend Messen miterlebt und das mindeste wäre, zu wissen wie groß der Stand ist, was man mitbringen muss und was man überhaupt präsentieren will. Da man das alles nicht so genau weiß und auch mein Nachdruck daran nichts geändert hat, lass ich das also mal alles auf mich zukommen. Zumindest habe ich jetzt ein Projekt-Hemd (Plastikfußballtrikot-mit-Projektlogo) und meinem Chef habe ich noch ein paar Visitenkarten gemacht (könnte ja auf einer Geschäftsmesse von Vorteil sein) auch wenn er selbst gar nicht auf der Messe sein wird. Mal wieder typische tico-gurken-planung und ich komme mir mal wieder typisch Opel-Fließband-Deutsch vor. Zum Glück hat man eine Woche vor Messebeginn noch an einem Workshop des Tourismusministerium zum Thema „Messen“ teilgenommen, auf dem man erfahren hat, dass ein erfolgreicher Messeauftritt ca. 8 Monate Vorbereitung erfordert. Ich finde das von beiden Seiten (Projekt und Ministerium) eine ausgezeichnete Idee. Aber mal im Ernst, ich bin wirklich gespannt und hoffe, dass das was wird. Habe mal die Bachgeräusche aufgenommen und hoffe damit ein bisschen auffallen zu können und außerdem ein paar Agenturen unverbindlich zu unserem Stand eingeladen (daran hatte natürlich auch noch niemand gedacht, dass man auf einer Messe ja Geschäfte macht und Kontakte knüpft). Wer weiß, vielleicht kommt ja was bei rum.

Ansonsten schon ein paar schöne Tage hier erlebt. Eine Freundin war ja kurz zu Besuch und was haben wir gemacht. Eigentlich nicht viel. Auf den Berg geklettert – anstrengender als zunächst angenommen – und lecker Pfadfinderfrühstück mit frischem Käse, Eiern, Pinto und Tortillas auf offenem Feuer gemacht. Forelle gefischt und gebraten, ein bisschen im Projekt geholfen, Spinnen gejagt, viel gebabbelt und rumgehangen. Schade, dass sie nur so kurz, schön dass sie überhaupt da war.

Am WE mal den Umstand genutzt so nah an SJ zu sein und für nen Tag hingefahren. Vorher noch mit meinem Chef zum Fußballspiel seines Sohnes gefahren und festgestellt, dass die Spielermütter viel fanatischer und beleidigender sind als die Väter. Mein Chef hat zur Feier des Tages (?) sein altes FDJ-Hemd angezogen, das man ihm 1985 geschenkt hat, als er ein Auslandssemester in der Kaderschule in Kleinmachnow gemacht hat. Oh man! Sa. Abend im Kulturinstitut gewesen, wo es mehrere Zirkusvorstellungen gab unter anderem auch ein Kinderzirkus wo ein Freund von uns arbeitet. Die Kids waren so zwischen 9-12 Jahren alt, hatten es echt drauf und alles in allem scheint das wirklich ein gutes Projekt zu sein. Leider gab es ja auch andere Gruppen und so ist mir von diesem Spektakel nicht mehr im Gedächtnis geblieben als zwei überaus muskulöse Ausdruckstänzer – von denen einer wie ein unglaublich wütender Indianer aussah – die mit einem Sack Eis getanzt, sich auf die Brust gespuckt haben und sich die Hand den Mund steckten, die vorher noch im schwitzigen Schritt steckte. Und bei aller Grazie und artistischer Bewunderung fallen mir dazu nur diese 5 Worte ein: Der Wolf, das Lamm, Hurtz.
Später dann mit vielen Leuten in der Chicha und noch später nochmal in der Cali gewesen (zwei Straßen in SJ wo immer ein Haufen Leute draußen sitzen und das fast wie Berlin-Mitte bzw. Prenzlberg ist. Zumindest vom Stylo-Faktor) und Max und ich haben uns mit aufgemalten Stempeln auf ein Ska-Konzert geschlichen. War ganz lustig, aber das beste war eindeutig, die 20 Oi!-Skins, die bei der Aftershow-Disco richtig heftig zu Shaggys „Mr. Bombastic“ abgegangen sind. Das hat sich eingebrannt. Am nächsten Morgen hat einer von Max‘ Mitbewohnern nen Flashmob organisiert, der „die Freiheit der Kunst“ hieß. Alle sollte im Parque Central in Herredia, nach der Kirche ihre Schuhe ausziehen (laut Frank das Symbol zur Sprengung der Ketten der Konventionen – hihihi) und irgendetwas künstlerisches machen. Im Endeeffekt kam das wie eine große Street-Performance rüber und von Diabolo, über Tanz, Gitarren, Saxophon, Geige und Jonglage war alles an Kunst vertreten und auch ganz lustig. Ich stand mit meiner deutschen-HipHop-Darbietung ein bisschen am Rande, was Frank sehr gefallen hat, denn „Rap wird in der Kunst ja immer marginalisiert“ und darauf hätte ich aufmerksam gemacht. Am Ende alle Flashmobber noch ein Bierchen gedrunken und dann im strömenden Regen wieder ab nach Hause, wo ich dann noch die Hotelbetten abgezogen habe. Also Business as usual und ein lustiges WE gehabt und ich muss sagen, ich bin richtig froh in meine neues Projekt gewechselt zu haben.

Die Woche werde ich erst mal ganz geschäftig tun, melde mich aber bald wieder bei dir liebes Nimmerland. Bis dahin halt die Ohren steif und sei gedrückt.

Felix

Samstag, 8. Mai 2010

Neuanfang....

Dear Nimmerblog,

Also bin ich jetzt schon/erst 5 Tage in Plamichal oder besser gesagt in San Pablo, denn Plamichal ist ungefähr ne Stunde Fußweg entfernt. Ich bin diesen verdammten Weg nun schon dreimal gelaufen und das ist echt kein Zuckerschlecken. Das erste Mal mit ca. 20 Kg. Einkäufen bei sengender Hitze. Das zweite Mal in strömendem Regen. Und was gibt es seitdem zu berichten? Ich bin in ein Haus gegenüber meinem neuen Projekt gezogen und im Gegensatz zu meiner liebgewonnenen Bruchbude in Bijagua lebe ich nun sozusagen in einem Schloss. Das Haus ist in etwa genauso groß wie mein altes aber es hat gefliesten Boden und eine richtige Küche mit Kochzeugs drinnen ein Sofa, dass nicht auseinanderfällt, und zwei Bäder mit richtig richtig warmem Wasser und drei Schlafzimmer mit insgesamt 8 Betten. Was ein bisschen stört ist der ganze Tico-Kitsch: rosa Vorhänge, gerüschtes Bettzeug, Nippes im Regal und kitschige Bilder an den Wänden. Ausserdem hat meine vermieterin sich gedacht: Damit sich die Touris hier zu Hause fuehlen, haenge ich mal ein paar meiner Hochzeitsbilder auf. Vielleicht wird das alles nach und nach in einer großen Kiste verschwinden – mal schauen. Meine Hängematte hängt bereits im Garten und man hört keine Lastwagen die die ganze Nacht das Haus erzittern lassen, sondern einzig und alleine das kleine Bächlein, das durch mein Grundstück plätschert. Also was soll ich sagen: Es ist wirklich ein kleines Paradies und ich fühle mich sehr wohl in dieser gottverlassenen Abgeschiedenheit. Ich zahle so viel wie für mein altes Häuschen und habe schon wirklich ein kleines schlechtes Gewissen ob dieser phänomenalen Verbesserung, weil all meine Nachbarn waschechte Campesinos sind und mit der ganzen Familie in kleinen Holzhäusern wohnen. Aber fairerweise muss man sagen, dass mein Haus – eigentlich so ein Ferienhäuschen – das einzige freie in der näheren Umgebung war. Entweder jeden Tag 2 Stunden Fußmarsch oder eben das beste Haus am Platz. Wie hättet ihr entschieden? Auf jeden Fall ist auch hier wieder jede Menge Platz und diesmal sogar jede Menge Betten für Besuch und das ist und war mir ja schon immer wichtig.
Und das neue Projekt? So viel kann ich noch nicht darüber sagen, aber auf jeden Fall liegt Arbeitsduft in der Luft und das freut mich. Nacientes Palmichal ist ja eine Mischung aus Lodge, Tagungszentrum und Bildungseinrichtung und irgendwie blicke ich da noch nicht so ganz durch. Mein Chef macht auf jeden Fall erstmal eine sehr netten, wenn auch etwas verwirrten Eindruck. Ein Mann mit vielen Visionen dem aber auch leider etwas heimtückisches anhaftet. Schon nach drei Tagen habe ich angefangen etwas in der Gerüchteküche zu stochern und ich versichere euch, ich werde – my dear Watson- dem ganzen ganz gehörig auf den Grund gehen. So wie es aussieht ist mein Chef nur ca. einmal die Woche im Projekt – zumindest wenn keine „Gäste“ da sind – und ich weiß noch nicht so genau, was ich davon halten soll. Auf jeden Fall gibt es so etwas wie eine Hausdame –Vivian - mit der ich mich schon echt gut verstehe, die meine Vermieterin ist und die immer irgendwas an Arbeit für mich hat. Bereits abgeharkt: Telefone installiert, Spüle repariert, Wanderwege mit Machete von Gestrüb befreit – dabei in den Finger geschnitten - , Schaufelmit neuem Stiel versehen, an einer Wir-pflanzen-1500-Bäume-Versammlung teilgenommen (werde einen Flyer entwerfen). Die nächsten Tage kommt ne riesen Kindegruppe für ein Öko-Seminar und ich helfe bei der Betreuung, am Mo. fahre ich zu einem Workschop über ländlichen Tourismus und in zwei Wochen ist eine einwöchige Tourismusmesse bei der ich wohl die ganze Zeit auf unserm Stand arbeiten werde. Ihr seht also, es scheint eine Menge zu tun zu und ich freue mich riesig drauf.

Nicht so toll geht’s mir mit meinem Abschied aus Bijagua, denn ich vermisse mein Leben, die Leute im Ort und vor allem meine Freunde. Die letzten Tage dort waren wirklich strange. Es war das gleiche Gefühl als ich damals Berlin verlassen hatte; irgendwie fühlte sich das nicht richtig an. Gerade zum Schluss habe ich noch ein paar wirklich schöne Dinge dort erlebt. Z.B. war meine Abschiedsfeier wirklich lustig und zumindest ich war unglaublich betrunken (Wodkamelone). Wobei, eigentlich waren alle ziemlich betrunken.  Ich habe echt nochmal sehr nette Leute in Bijagua kennengelernt und dabei noch gleich einen Haufen neue Billard-Regeln. Außerdem eine Bar gefunden in der es zu jedem Bier einen s.g. Boca gratis gibt. Das ist ein Minisnack in einer kleinen Schüssel – quasi ein Happs(Weiße Bohnen oder Ceviche oder Schweinefuss-Suppe). Großartig und köstlich und ich weiß wirklich nicht warum wir keine Bocas in Deutschland haben. Ausserdem waren am Ende noch eine Meneg Leute zu Besuch. Nicht nur fuer meinen Abscheid sondern auch sonst waren ein Haufen Leute da und auch meine Freunde hatten alle irgendwie besuch und so ist aus Bijagua moch eine richtig cosmopolitisches Kaff geworden. Wie auch immer, der Abschied fiel mir richtig schwer und auch wenn die ganzen neuen Eindruecke gar nicht so viel Platz fuer trauer lassen, werde ich Bijagua doch sehr sehr vermissen und mal wieder ein neues zu Hause zu meiner Liste hinzufuegen.

Wenn man so viele nette Leute auf der Welt kennen lernt ist das tolle daran ja, dass man immer wieder Gruende hat zurueck zu kommen. Das dumme ist nur, dass es immer schwieriger wird an alle orte zurueckzukehren und dann noch neue kennen zu lerenen. Ich hoffe das kappt mit Bijagua....

Montag, 26. April 2010

EINE NICHT ALL ZU SEHR, ABER DENNOCH SONDEBARE GESCHICHTE

Alles fing an mit verhaltenem Gemurmel und Getuschel und einige Leute im Saal warfen sich fragende und überraschte Blicke zu. Doch als sie die die fünf Stufen zum Podium hinaufging schwoll der Applaus zu einer tosenden Kakophonie aus Rufen, Pfiffen und Klatschen an und mit jeder Stufe die sie erklomm wurde er lauter. Tatatata! Wie in Trance ging sie zum Rednerpult, an dem schon irgend so ein alter Knacker mit dem geöffneten Umschlag in der Hand stand. Er trug einen neongelben Badeanzug, wie sie derzeit überall getragen wurden, zumindest in den „höheren Kreisen“ und erst recht zu diesem Anlass. Neben ihm wartete eine junge Dame. Zumindest nahm sie das an, dass sie jung war, genau sehen konnte sie es nicht, denn das Gesicht der Frau war verborgen hinter einem überdimensionalen rosa Schwein aus Pappmaché, das auf einem Rollbrett auf die Bühne geschoben worden war. Das Schwein sah aus wie eine zu groß geratene Piñata, nur das sich offensichtlich im Inneren leere Konservendosen befanden anstatt Leckereien und Bonbons. Ein überdimensionales Pappmachéschwein mit Konservendosen zu füllen hat eine lange Tradition in der Geschichte der Preisverleihungen, die sich ein findiger Werbefachmann letztes Jahr zu Ostern ausgedacht hatte. Das Schwein war drei Stunden vor der eigentlichen Zeremonie von einigen Kindergartenkindern in einem nah gelegenen Kindergarten gebastelt worden und so sah es auch aus: Hässlich!

Als sie hinter das Mikrophon und vor die Menge trat, erkannte sie, dass die Person hinter dem Schwein gar keine Frau war, sondern ihr Bruder. Sie freute sich darüber, denn bis jetzt hatte sie nicht einmal gewusst, dass sie einen Bruder hatte und da ihre Mutter heute nicht anwesend war, konnte sie diese auch nicht einfach danach fragen. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Einzig wichtig war, dass sie jetzt einen Bruder hatte und sich über ihn freuen konnte. Sie versuchte ihn bewusst zu ignorieren, denn es hatte den Anschein, als sei er nur wegen dem Schwein auf die Bühne gekommen und wüsste eigentlich nicht im Geringsten was hier vor sich ginge. Aber so war er nun mal, dacht sie, ihr Bruder.

Ihr war nicht wohl in ihrer Haut. Der Gedanke, von Hunderten von Menschen beobachtet zu werden die nur danach geiferten, dass sie einen Fehler machte, die jede Unachtsamkeit mit blankem Spott und Hohn quittierten, ließ sie lächeln. Sie rülpste laut; immerhin konnte sie das Publikum wegen der vielen Scheinwerfer die auf sie gerichtet waren sowieso nicht sehen. Die vielen Kameras und die halbe Weltbevölkerung + 254 vor dem Fernseher hatte sie schlicht und einfach vergessen. Doch bis auf dem aus ihrem Bauch kam kein weiterer Ton über ihre Lippen, aber das war nicht schlimm. Sie hatte Zeit und immerhin war das IHR Moment und keiner durfte eher auf die Toilette gehen ehe sie die Bühne wieder verließ. So waren die Regeln und die Kommission achtete auf deren Einhaltung. Das hatte sie am eigenen Leib erfahren müssen, doch das war eine andere Geschichte und sie entfernte die Erinnerung an damals mit einem Kopfschütteln. Die Spannung breitete sich auf den ganzen Raum aus und man hätte eine Stecknadel fallen hören, doch der Typ, der eigentlich dafür zuständig war hatte sich heute frei genommen und niemand hatte ihm Bescheid gesagt. Schade eigentlich.

Die Fragen tanzten in ihrem Kopf Walzer und luden zu Kaffee und Kuchen. War das wirklich geschehen? Konnte das sein, hatte sie wirklich ihren Namen gehört? Ihr kam die ganze Situation irgendwie surreal vor. Dieses Wort hatte sie einmal bei einem Ausflug mit ein paar älteren Damen aufgeschnappt und sie hoffte, dass es nichts mit Wärmedecken und Massagerollen zu tun hatte; das wäre zu peinlich aber wer konnte schon ihre Gedanken lesen. Hatte sie wirklich gerülpst? Zumindest hatte sie heute Morgen eine leckere Kohlroulade gegessen, was dafür sprach. Dagegen wiederum sprach die Tatsache, dass sie Kohlrouladen gar nicht mochte.

Sie musste sich drei Mal auf die Backe hauen, versuchen ihren eigenen Ellebogen zu lecken und mindestens einmal an Apfelkuchen denken bevor sie realisierte, dass dies hier alles kein Traum war. Auf dem Zettel den der alte Knacker aus dem Umschlag holte stand wirklich ihr Name und als der alte Knacker diesen auch noch enttäuscht ins Mikrophon plärrte und somit der halben Menschheit + 245 und einigen Hundert Menschen im Saal die „frohe“ Botschaft verkündete, war es amtlich. Sie hatte tatsächlich gewonnen. Nancy Bein, Nobelpreisträgerin.

Als sie erfuhr, dass sie für alle fünf Kategorien nominiert wurde, haute sie das ganz und gar nicht vom Hocker, denn immerhin kannte sie nur Zwei: Frieden und Physik. Sie glaubte auch dass es eine Kategorie gab, die irgendwas mit kochen zu tun hatte aber sie war sich nicht sicher, denn ihre Paella schmeckte grauenhaft nach altem Autoreifen, was wohl daran lag, dass sie in einem alten Autoreifen serviert wurde. Auf jeden Fall, hatte sie in allen Fünf Kategorien gewonnen, weshalb sie nun auch nicht mehr glaubte, dass eine von ihnen etwas mit kochen zu tun hätte, und das war schon ein starkes Stück. Nun, mit diesem überdimensionalen rosa Schwein aus Pappmaché an ihrer Seite fühlte sich das alles schon etwas anders an und sie reckte ihre Nase in die Luft und plusterte sich etwas auf, soweit es die Klamotten eben zuließen.

Nancy Bein, Nobelpreisträgerin. Jungejungejunge! Alle Fünf Preise gewann sie für ihre „Theorie der dummen Fragen“, die sie unbewusst entwickelt und an der sie ihr ganzes Leben bis zur totalen Perfektion gefeilt hatte. Ihre Liste von Fehlschlägen war lang. Die eigentliche Grundlage bzw. die Ausgangsthese ihrer Theorie hatte sie schon wieder vergessen, denn sie hatte im Unterricht eigentlich nie aufgepasst und sich lieber mit ihrem Freund Julian Schneewalter hinter dem Vorhang versteckt. Dumm war damals nur, dass ihre Füße unter dem Vorhang hervorguckten und die Lehrerin die beiden sofort entdeckte – natürlich erst nachdem sie bis Zehn gezählt hatte. Während Julian von seinen Eltern, die maßlos enttäuscht waren, sofort von der Schule genommen wurde, bekam Nancy eine Sechs in „Schlechte Verstecke“ und musste sich zur Strafe zwanzig Mal in einer Vase „hidden“, was in Ordnung für sie war, denn sie mochte Blumen. Was würde ihre Lehrerin wohl jetzt zu ihr sagen? Wie hieß sie noch? Vergessen! Egal, werde sie das nächste Mal fragen, dachte sie kurz. Sie stand noch immer auf dem Podium und langsam fing es an im Saal unangenehm zu riechen und wenn die Scheinwerfer nicht gewesen wären hätte sie sicherlich einige Köpfe gesehen, deren Gesichter beschämt zu Boden schauten und deren Verlegenheit sich in den kleinen Pfützen unter den Klappstühlen spiegelten. Ja, ja, die Regeln der Kommission waren hart; aber wo war sie stehen geblieben?

Sie dachte an den Morgen des selbigen Tages zurück, als Michail ihr Fahrersklave sie fragte ob sie mitkommen würde nach Bottrop um Milch zu kaufen. Das Wort Chauffeur war verpönt, seitdem die Fahrersklavengewerkschaft auf den diskriminierenden Charakter der Buchstabenkombination „Arsch“ im Wort „Chauffeur“ aufmerksam machte. Da jedermann wusste, dass Chauffeure allesamt Analphabeten waren, tat man ihnen den gefallen und änderte die Berufsbezeichnung auf Wunsch der Gewerkschaft in Fahrersklaven. Damit sollte eine Brücke geschlagen werden zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart des Transportdienstleistungsgewerbes und alle gewöhnten sich ziemlich schnell an den neuen Titel. Alle bis auf die alten Männer die immer in der Eckkneipe von Schorch in der Amselgasse sitzen, aber denen kann man es eh nie Recht machen.

Schon am Morgen hätte sie sich eigentlich denken können dass da was im Busch war, aber naiv wie sie war hatte sie wieder einmal kein Ahnung gehabt. Im nach hinein schien der Vorwand von Michail geradezu absurd, den erstens war sie bis dato noch nie mit im mitgefahren – ein Fahrersklave war eher wie ein Melonenbällchenmacher: Mehr Statussymbol als tatsächlicher Gebrauchsgegenstand -, zweitens war Bottrop ca. 150 km weit von ihrem Haus entfernt und drittens trank keiner von ihnen beiden aufgrund einer gemeinsamen Laktoseunverträglichkeit Milch.

Aus welchen Gründen auch immer, sie war eingestiegen. und als sie nach zwei Stunden wieder aus dem Schlaf erwachte in den Michail sie mittels eines Eimers Chloroform versetzte, den er ihr über den Kopf geschüttete sobald sie hinter dem Steuer Platz genommen hatte – wie gesagt, Fahrersklaven sind eher dekorativ denn nützlich - , als sie also nach zwei Stunden voll süßer Träume wieder zu sich kam, saß sie angekettet auf einem Stuhl in der Bottroper Schlomo-Schlonko-Mehrzweckhalle, inmitten einer Reihe voll finster dreinblickenden alten Männern in neongelben Badeanzügen – so etwas trug man(n) einfach zu dieser Zeit (ca. 15 Uhr). Sie war also zur Nobelpreisverleihung entführt worden. Interessant.

Jetzt hatte sie gewonnen, war überglücklich und beschloss nicht mehr böse auf Michail zu sein und ihm heute Abend eine Extraportion von seinem Lieblingsgericht zu machen. Da sie aber nicht wusste was Michails Lieblingsgericht war, entschied sie er solle es sich selber kochen und ihr noch eine Extraportion dazu, immerhin war sie nun Nobelpreisträgerin. Die Verleihung fand wie jeden Monat in Bottrop statt - außer im September, da durften alle ausschlafen. Ursprünglich wurde der Nobelpreis einmal in Oslo verliehen und das auch nur alle Jubeljahre - was auch immer das heißen mag. Leider konnte sich daran niemand mehr erinnern, wie an so manches andere vor der Zeit des großen Vergessens.

Ja, ja, die Zeit des großen Vergessens. Es war gerade Zeit zum Gassi gehen, da fingen die Menschen einfach an alles zu vergessen. Die klügsten Köpfe der Welt versuchten damals fieberhaft dem Problem Herr zu werden und einige Thesen gingen sogar davon aus, alles hinge mit mal wieder mit einem gewissen Sack Reis zusammen, der in China umgefallen sei aber es blieb keine Zeit mehr für dahingehende Untersuchungen, da man wusste, dass die Chinesen ein sehr hungriges und gefräßiges Volk waren. Auf jeden Fall fielen nicht nur weiter Säcke mit Reis um, sondern auch bald die Wissenschaftler der Vergesslichkeit anheim und sie trafen sich, wenn überhaupt, dann nicht mehr für irgendwelchen Forschungsschnickschnack, sondern eher zufällig auf der Straße, auf der Suche nach ihrem Bleistift, den sie glaubten verloren zu haben obwohl er direkt auf ihrer Nase saß. Sie grüßten sich nicht mal mehr gegenseitig, was im eigentlichen Sinne nichts mit der großen Vergesslichkeit zu tun hatte, sondern vielmehr auf der übermäßigen Eitelkeit vieler Wissenschaftler gründete. Irgendwann einmal hatte einer dieser Wissenschaftler vergessen den anderen zu grüßen, worauf hin der andere, gekränkt und beleidigt, beschloss den ersten auch nicht mehr zu grüßen. Da die aber eh alle gleich aussahen, grüßte der Gekränkte keinen anderen Wissenschaftler mehr und so griff das Phänomen unter den Wissenschaftlern schnell um sich und verbreitete sich auf der ganzen Welt. Aus diesem Grunde wurden auch bei wissenschaftlichen Ehrungen und Verleihungen damals auch keine Danksagungen mehr zelebriert, da alle beleidigt in der Ecke saßen.

Auf jeden Fall setzte nach und nach das große Vergessen ein. Kriege wurden vorübergehend ausgesetzt, weil jemand das Essen auf dem Herd hatte stehen lassen. Glücklicherweise konnte der Schuldige nie gefunden werden, sonst wäre die ganze Chose wieder von vorne losgegangen und da hatte nun wirklich niemand mehr Lust drauf. Auch an Nancy ging die ganz Sache nicht spurlos vorüber und wie bei allen Menschen wurde das Vergessen nach und nach immer stärker bis am 13. November 2006 quasi das gesamte kollektive Gedächtnis der Menschheit gelöscht wurde. Das war ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt, den gerade hatte man entschieden eine weitere Wiederholung der ersten Star-Trek Staffel „On Air“ zu bringen aber das hatte sich, wie vieles andere auch, mit einem Mal erledigt. An all das konnte sich Nancy freilich nicht mehr erinnern und wenn IHR jetzt fragt woher ich das alles weiß, kann ich nur auf das Stilmittler des allwissenden Erzählers hinweisen und wenn IHR damit nicht zufrieden seid, dann könnt IHR euch ja irgendwo beschweren oder einfach aufhören zu lesen. Ich kenn mich nämlich aus mit so’ne Besserwissers und Klugscheißers wie IHR einer seid. „Pfui Teufel!“, sag ich da. Zurück zum Thema.

Nach eine kurzen aber netten Diktatur in hellen Beige und Pfirsich Tönen, die von einigen Monopolisten der Notizblockindustrie geführt wurde, unternahmen die Menschen den Versuch sich ihrer alten Kultur und Geschichten mit Hilfe von Aufzeichnungen aus der Vergangenheit wieder bewusst zu werden. Viele Dinge jedoch blieben in Vergessenheit und gerade so bahnbrechende Erfindungen, wie Gott oder Unterhosen brauchten eine Ewigkeit bis sie wieder entdeckt wurden. Andere Dinge wurden einfach umgedeutet, Fehl interpretiert oder zweckentfremdet. Da man beispielsweise nicht mehr wusste, wozu der kleine Finger eigentlich gut sei, beschloss man ihm einzig und allein dem Zweck des Nasebohrens zu zuschreiben. Auch heute noch ist es Brauch, den kleinen Finger in die Nase zu stecken wenn man sonst nichts zu tun hat; und wer am 13. Maiomai dem offiziellen Tag der Nase und am 55. Hatschi! Dankeschönmonat dem offiziellen Tag des kleinen Fingers, den kleinen Finger nicht in der Nase hat, gilt als „Unten durch“ und muss sich später selbst die Hände waschen.
Lange Zeit erkannte man den Sinn von Schlüsseln nicht, weshalb man Türen immer aufbrach, wenn man in die Wohnung wollte. Als Folge dessen ergab sich ein weit verbreitetes Hobby – Stubenhocken – und die Tischler stiegen zu einer mächtigen Kaste auf. Die Schlüsselmacher wiederum wurden allesamt auf einen Schlag arbeitslos. Die meisten von ihnen schulten um auf Tischler, damals einen Beruf mit viel versprechenden Zukunftsaussichten, oder fingen an zu weinen. Es gibt noch eine Menge solcher Beispiele, die aber einer anderen Geschichte vorbehalten bleiben.

Natürlich wusste man weder, wo der Nobelpreis verliehen wurde noch was der Nobelpreis war. Da aber bei einem gewissen Hugo aus Schmeicheln (eine Stadt die ich mir gerade selber ausgedacht habe) ein Buch gefunden wurde mit dem Titel: „Die Nobelpreisträger dieser Welt auf einem Blick“ ging man wie selbstverständlich davon aus, dass Nobelpreise in der Vergangenheit gang und gäbe waren und da das Buch in einem Verlag in Bottrop erschienen war, lag es nahe, dass diese Verleihung, wenn man sie schon wieder einführte, in Bottrop stattfand.

Und da war sie nun, Nancy Bein, Nobelpreisträgerin. Endlich fasste sie sich ein Herz, beugte sich nach vorne und begann allen zu danken die ihr einfielen. „Blablabla… besonders herzlich… bblablabla… außerdem noch… blablabla… nicht zu vergessen… blablabla…“ usw. usf. Als sie mit einer Frau endete, die sie einmal im Fernsehen gesehen hatte – irgend eine Talkshow zum Thema: Mein Tee schmeckt nach Frosch – und an die sie sich zufällig erinnerte; und als sie dann im Sauseschritt, das Schwein hinter sich herziehend, die Bühne verließ ging ein großer befreiender Seufzer durch den Saal. Nun war es Zeit für die Toilette, Leckeres Essen, Topfschlagen und anderen Kurzweil.

Auf der Aftershow Party tummelte sich allerlei Pöbel und Gesocks und viele der älteren Männer in neongelben Badeanzügen trugen V.I.P Bändchen um ihre Handgelenke, die sie stolz nach oben hielten, damit auch jeder sie sehen konnte. Die erhobenen Hände verschafften den meisten jedoch einige Nachteile beim Topfschlagen, weshalb immer mehr ältere Männer die Hände wieder runter nahmen, denn die Aussicht auf ein Brausebonbon unter dem Topf war für die meisten sehr verlockend. Ärgerlich allerdings war, dass die besagten V.I.P. Bändchen denen ähnelten, die sich Verbrecher umbanden, die aus dem Gefängnis geflohen waren. Man hatte in einem Buch etwas von Ganovenehre gelesen und beschlossen dass die Polizei auch eine Chance haben sollte. Aus diesem Grund sah man jeden Monat am Tag nach der Preisverleihung die Bottroper Gefängnisse gefüllt mit älteren Männern in neongelben Badeanzügen, die „wieder eingefangen wurden“ wie der Polizeisprecher stolz erklärte. Manchmal versucht einer von ihnen auszubrechen, was man daran erkannte, dass er zwei Bändchen um sein Handgelenk trug, das er stolz in die Luft streckt.

Viele Menschen fragten Nancy an diesem Abend nach einem Autogramm und Michail, der nicht von ihrer Seite wich wie ein dressierter Schoßhund, schrieb fleißig seinen Namen auf die ihr dargebotenen Gegenstände – Photos, Bücher, Brüste, T-Shirts… Sie konnte nicht schreiben. Vielleicht hatte sie es einmal gelernt aber das wusste sie nun nicht mehr und eigentlich war es auch sehr angenehm. Wenn sie sich in ihrem Freundeskreis umschaute, waren die, die schreiben konnten immer besonders hässlich. Die ganzen Arme waren voll geschrieben mit Telefonnummern, Uhrzeiten für Meetings und Dates, Namen und Einkaufslisten. Sich alles aufschrieben war ein Überbleibsel aus der Zeit des großen Vergessens und nachdem die Diktatoren der Notizblockindustrie gestürzt und erschossen wurden, und niemand mehr wusste wie man Notizblöcke herstellte, begannen die die es konnten sich alles auf die Arme zu schreiben. Man hätte annehmen können, dass die die schreiben konnten, ihre Gabe dazu hätten nutzen können sich über den Rest der Menschheit zu erheben und die Nichtschreiber zu unterdrücken. Doch glücklicherweise richtete es der Zufall so ein, dass all die, die zwar schreiben dafür aber nicht lesen konnten und umgekehrt. Dieser Umstand führte dazu, dass sich eigentlich die ganze Welt lieb hatte.

Nancy also konnte nicht schreiben, dafür aber lesen und das tat sie mit Übereifer. Sie kaufte sich fast jeden Tag ein neues Buch um immer auf dem neusten Stand zu sein, jedoch lass sie immer nur ein Wort pro Seite, denn sie glaubte so das Lesevergnügen länger auskosten zu können. Leider kam sie auf diese Weise etwas durcheinander mit den Geschichten, was nicht weiter schlimm war, denn sie verstand sie sowieso nicht und hasste eigentlich die Vorstellung den geistigen Abfall anderer zu verwerten. Ekelhaft. Wie als wenn man einen Apfel essen würde, den jemand anderes schon vorgekaut hatte. Kühe hätten vielleicht viel Spaß am lesen von Geschichten, dachte sie, aber Kühe können nicht lesen, das weiß doch jedes Kind.

Sie schreckte von ihren Gedanken auf, als ihr jemand in den Kaffee spuckte und sie in ein wutverzerrtes aber dennoch bekanntes Gesicht blickte. Marek Schwaroteck. „Hallo!“ sagte er sarkastisch. „Na haben wir wieder einmal alle Preise abgeräumt und nichts für die anderen übrig gelassen? Mussten wir wieder einmal allen anderen zeigen, wie nichtsnutzig und unwürdig sie sind und wie ACHWIETOLL wir doch sind?“ „Ähm…“ sagte Nina, doch Schwaroteck schwadronierte ungebremst weiter. „Ja, ja ist ja gut. Und jetzt kommen wir auf die Tour, ich versteh schon. Gell, immer wenn’s prenzlig wird, schön doll auf die Tränendrüse drücken und sprachlos sein. Mama wird’s dann schon richten. Oder was?“ Als Schwaroteck seine Triade beendet hatte, standen ihm bereits Tränen in den Augen und er fiel auf die Knie, rollte sich auf dem Boden wie ein kleines Baby und fing entsetzlich an zu weinen und zu wimmern. Glücklicherweise kam sofort die Durchsage „Der kleine Marek Schwarotek möchte von der Nobelpreisverleihung abgeholt werden“, denn kurz darauf stand Fr. Schwaroteck bei Nancy und dem quengelnden Knäuel und redete mit Engelszungen auf ihren Mann ein, endlich aufzuhören die Luft anzuhalten. Mit dem Versprechen ihm einen Purlitzerpreis aus Schokolade am Kiosk um die Ecke zu kaufen und ihm diesen hoch offiziell zu überreichen, konnten die Offiziellen Marek überreden sich doch noch zu beruhigen und während seine Frau im liebevoll den Hintern tätschelte und immer wieder leise „Armer Martau Schwartau“ in sein Ohr flüsterte – einen Spitznamen, den er von seinen Kameraden bei der Volksführsorge erhalten hatte – entfernten sich beide von dem Platz an dem Nancy und Michail immer noch verdutzt standen. Nancy nahm einen Schluck Kaffee, verspürte aber sofort das dringende Bedürfnis ihn wieder auszuspucken. Doch sie konnte ihre Reflexe unterdrücken. Man muss seine inneren Grenzen überwinden um seinen inneren Schweinehund zu besiegen, dachte sie. Oder war es umgekehrt? Egal, jedenfalls trank sie die Tasse in einem Zug aus und klopfte sich danach anerkennend auf die Schulter.

Marek Schwaroteck war der eigentliche heiße Anwärter auf einen der fünf Preise und sogar sie war verwundert, dass er diesen Monat nicht einmal den Trostpreis bekommen hatte: immerhin eine beachtliche Regentonne ohne Inhalt. Wenn das mal nichts war dann wusste sie auch nicht. Jedenfalls hatte er nicht gewonnen und genau genommen war das gar nicht so verwunderlich, wenn man bedenkt, dass er zwar nominiert aber eigentlich gar nicht eingeladen war. Jedoch hatte Schwarotek gedroht, er würde auf dem Schulhof seiner Kinder rumerzähle, dass der Nobelpreis ehwieso blöd war und das konnte die Kommission der Offiziellen nun wirklich nicht auf sich sitzen lassen und daher hatte man ihm versprochen er dürfe auch einmal auf die Bühne gehen und dem Publikum wenigstens die Zunge raus strecken. Unter diesen Gesichtspunkten konnte sie Mareks Verhalten natürlich gut nachvollziehen und sie beschloss einen Freund zu fragen, ob dieser in ihrem Namen Marek eine Dankeschön-Karte schreiben könnte. Sie war sich allerdings nicht einmal sicher ob Marek überhaupt lesen konnte, aber das sollte ja nicht ihre Sorge sein.

Langsam wurde sie müde, immerhin hatte sie fast den ganzen Tag über geschlafen. Sie hielt Ausschau nach Michail um ihn zu überreden doch noch mit nach Hause zu kommen, denn eigentlich hatte dieser angekündigt, einfach mal einen Monat lang still da zu sitzen. Nancy glaubte nicht dass Michails Überlegungen Sinn machten, aber wer war sie denn sich mit der Fahrersklavengewerkschaft anzulegen, die nicht nur in Bottrop eine große Lobby hatten.
Nach zehn Minuten Suche, die ihr wie zehn Minuten vorkamen, beschloss sie jedoch alleine nach Hause zu fahren. Sie hatte Michail nie leiden können und ihn eigentlich nur angestellt weil er eines Tages vor ihrer Haustüre stand und dies hier schien eine gute Chance zu sein ihn los zu werden - für eine Weile wenigstens. Sie ging also an die Garderobe und gab der Dame hinter dem Tresen einen Kronkorken, worauf diese hinter einer Art Paravent verschwand und kurz darauf mit Nancys Rock zurückkam, den Michail ihr zu Anfang der Veranstaltung ausgezogen und für sie hier abgegeben hatte. Das mit dem Kronkorken war keine sehr höfliche Geste, aber Nancy dachte sich, warum nicht? Immerhin hatte sie heute ihre Spendierunterhosen an. Sie war froh endlich wieder den Rock anziehen zu können, denn langsam ging ihr der Arsch auf Grundeis. Der Rock war ein nuttiger Hauch von Nichts kaschierte ihre ausgebeulten Spendierhosen vortrefflich. Sie hatte ihn heute Morgen ursprünglich und extra zum „Milch holen“ angezogen; Kühe wollten ja immer beeindruckt werden. Nancy Bein, Nobelpreisträgerin. Hört sich irgendwie gut an und an diesem Gedanken und das große rosa Schein aus Pappmaché festhaltend steuerte sie den Ausgang an.

Weder verabschiedete sie sich, noch macht sie die Tür hinter sich zu oder das Licht aus, sie ging einfach auf den Parkplatz und rief laut den Namen ihres Autos in der Hoffnung es würde sich zeigen. Ihr alter Wagen wäre natürlich sofort vorgefahren ohne lang zu diskutieren, aber ihr Neuer, tststs. Sie wusste natürlich, dass ihr Auto keine Ohren hatte, dass wusste doch jedes Baby, aber ihr gefiel die Vorstellung einer gleichberechtigten Beziehung zwischen ihr und ihrem Fortbewegungsmittel. Nach einer halben Stunde Suche fand sie ihren Wagen, den Michail direkt unter einem widerlich grünen Baum geparkt hatte. Woher hätte er auch wissen sollen dass sich so etwas nicht gehörte, er war ja noch nie gefahren. Auf dem nach Hause Weg kamen ihr einige Reklameschilder entgegen, die versuchten sie von einem neuen Tee mit Froschgeschmack zu überzeugen aber sie sagte nur sie sollen verschwinden und so zogen die Schilder beleidigt ab.

In ihrer 2 ½ Zimmerwohnung, die sie erst seit kurzem bewohnte, platzierte Nancy als erstes das überdimensionale rosa Pappmachéschwein in dem ½ Zimmer. Es füllte den ganzen Raum aus. Glück gehabt, dachte sie. Beinahe wäre sie woanders hin gezogen und woanders ist kein Platz für Schweine, jedenfalls nicht für rosane aus Pappmaché. Wie jeden Abend schaute sie sich die Videoaufzeichnung von der vorherigen Nacht an. Während sie schlief, war immer eine Videokamera auf ihr Bett gerichtet, die die ganze Nacht lief. Auf diese Weise glaubte sie einem Problem lösen zu können, das sie schon seit längerem beschäftigte. In letzter Zeit vergas sie ständig irgendwelche Dinge über Nacht. Arbeitstermine, Verabredungen usw. Mit den Videoaufzeichnungen wollte sie überprüfen zu welchem Zeitpunkt genau sie die Dinge vergas aber bisher hatte sie noch keine Erfolge erzielt. Dafür stellte sich heraus, dass eine Kamera ein geeignetes Mittel war um festzustellen ob jemand schnarcht. Das tat sie natürlich, jedoch glaubte sie, dass die Videokamera selbst daran schuld sei, denn früher hatte sie nicht geschnarcht, das wusste sie. Sie war sogar einige Male nachts wach geblieben um das zu überprüfen und nie hatte auch nur ein Schnarcher ihre Nase verlassen. Als sie sich die Aufzeichnung der letzten Nacht ansah, glaubte sie zu wissen warum sie immer so viele Dinge über Nacht vergessen hatte. Ihr fiel es wie Schuppen von den Augen. Sie hatte immer nur geträumt.

Als sie am nächsten Morgen aufwachte fühlte sie sich leicht und wie neu geboren.

Nancy Bein, Nobelpreisträgerin. Pfff, so ein Unsinn. Was einem die Phantasie doch manchmal für Streiche spielen konnte. Alles nur geträumt, sie erinnerte sich an ihre Entdeckung vom Vorabend. Und hatte sie nicht mal auf einem Blog irgend so eine komische Geschichte über Nobelpreise und Bottrop gelesen. Komisch dass sie gerade jetzt daran denken musste, aber wo Träume überall ihre Ideen her nehmen, weiß der Teufel. Als sie in die Küche ging um sich einen Kaffee zu machen kam sie an ihrem ½ Zimmer vorbei in dem ein überdimensionales rosa Pappmachéschwein auf einem Rollbrett stand und das offensichtlich mit leeren Konservendosen gefüllt war. Das Schwein schaute sie traurig an und sie wunderte sich ein bisschen. Aber mit einem Kopfschütteln fegte sie alle Bedenken bei Seite.

Samstag, 3. April 2010

Nicaraguagagagaga

Mal auf die schnell Schlimmerland,

hab mir vorgenommen wieder mal reschelmaesischer zu posten und daher das update der Woche....

Bin am Mi. nach Granada gefahren, weil ich mal wieder ausreisen musste. Eiegentlich hatte ich vor mit ner Freundin plus Anhang im Inseldschungel des Lago Nicaraguas zu entschwinden, aber leider gibt es da keinen offiziellen Grenzuebergang und den brauchte ich ja. Naja, zweite Option gewaehlt und wollte mich mit Freunden in granada treffen. Und dann...



....Keine Freunde da. Du dummen Aersche haben mich versetzt. Ich hab einfach nix von ihnen gehoert und wurde nach und nach immer angepisster, denn wenn ich alleine Urlaub gemacht haette waere ich einfach an den Strand gefahren und haette da drei Tage ausgespannt. Saubloede Sache also und da wird mehr als "ein Bier ausgeben" als Entschuldigung kommen muessen. Naja, also Felix immer pissiger in Granada 35 Grad eitel Sonnenschein und die ganze Stadt platzt aus allen Naehten, weil ja Osterferien sind. UNd da Granada vor allem fuer seine vielen Kirchen bekannt ist, quellen diese also ueber vor froemmelnden Katholiken. Nine aber im Ernst, eiegentlci echt sehr angenhem. Staendig Leute auf der Strasse, freidliche Stimmung und alle Stunde irgendwo irgendeine Prozession wo Jesusstatuen rdurch die Stadt getragen werden. Habe auch an so einer naechtlichen Prozession teilgenommen und war echt ganz interresant. Vor allem wird live-mucke gespielt. Schwer und traurig mit blaesern usw. und man kommt sich vor wie auf einer Beerdigung in New Orleans.

Im Endeffekt doch nicht so alleine gewesen, weil ein paar Artesanos getroffen, die bei mir im Hostal gepennt haben (3 dollar die nacht)und mit denen ein bisschen "Rum"-gezogen. Und dann sind mir auch iorgendwie noch andere Menschen uebrn Weg gelaufen die ich kannte und schwupsdiewupps war ich nicht mehr so alleine. Abends hat dann irgendein Freund von nem Freund Geburtstag gefeiert und das hat mir irgendwie krass die Lichter ausgeschossen. Lag auf dem Buergersteig, konnte und wollte mich nicht mehr bewegen und zum Glueck haben die netten Unbekannten sich zu mir gesellt und mich nicht alleine gelassen. Bin dann irgendwann irgendwie doch hochgekommen, ins Hostal und hab den Schlaf der Gerrechten getraeumt. Nicht, dass ich meinen Suff hier ueberstrapazieren wuerde, aber die naechsten Wochen wird mal nen Gang zurueckgeschraubt - vor allem jetzt da Gregor weg ist. Also doch noch ganz lustig geworden die ganze Sache. Trotzdem dicke scheissaktion von den anderen, die wussten dass ich nur wegen ihnen nach Granada und auch alleine komme.

Und jetzt? Jetzt werde ich mich mal ganz schnell entscheiden muessen, ob ich mich auf den Heimweg mache oder noch nen Abstecher nach Matagalpa zu ner Bekannten. Mal schauen welcher Bus als erstes faehrt, wenn ueberhaupt einer faehrt - dass sollen sie naemlich angeblich nicht :-) Lasst euch ebenso ueberraschen wie ich mich.

Bis bald

Felix

Freitag, 26. März 2010

Osterhase, Osternase, Drogenopfer

Bujakacha Nimmerland,

es folgt eine Beitrag aus dem Vatikan:

Geruechten zu Folge soll der Papst (Felix der Gre-Powermanste) seine Stammresidenz in Bijagua verlassen haben um sein Glueck und eine unverschaehmte Menge Ostereier woanders zu finden. Seine Schweizer Leibgarde (-Speise) hingegen dementierte dies, mit dem Verweis auf den riesen Haufen Schokolade, den der Pontifex an eben diesem Tage zu sich genommen haben soll. In gebrochenen Deutsch richtete der Kirchenvater sein Wort an die wartende Menge: "Danke Susannita, fuer das kleine Quenchen (Anmerkung der Redaktion: Niemand weiss, wie das geschrieben wird) Gleuck in Tafeln. You made my day, bitch." Der Chefhirte vom Dienst verletzte zuletzt das Schahmgefuehl seiner Treuen indem er das umstrittene Dekret: "Ich weiss immer noch nicht wo es hingeht und langsam nervt das ganz schoen." verabschiedete, das von heretischer Seite durchweg positiv aufgenommen wurde.

Chepe (Mae):

Am vergangenen Wochenende soll Gre-Powerman in der Umgebung des verruchten Diskodorfes "El Pueblo" gesehen worden sein (dass hoert sich komisch an). In Begleitung einiger tapferer Recken, die nach und nach der geistigen Umnachtung zum Opfer fielen, soll besagter Superstar um 8 Uhr morgens in Heredia aufgetaucht sein. Mit den Worten Rick James' "Coke is a hell of a drug" schwor er steif und fest diesem Bruggelschen Sureallismus nur durch schiere Willenskraft enkommen zu sein. Die forensischen Untersuchungen der Dancehall-Ragga-Arschabdruecke auf seinem T-Shirt, ziehen diese Aussage jedoch in Zweifel. Waehrend sich sein Anwalt Dr. Gonzo in die Karibik und Panama absetzte, berichtet ein enger Freund des schneidigen Powermanns, dieser befinde sich auf Rehab in einem kleinen Dorf im Norden Alajuelas. Zufaellige Quellen bestaetigen, dieser Ort existiere wirklich und der Aufenthalt sei auf unbestimmte Zeit verlaengert worden. Ein Hippie, auf der Strasse zu den Vorkommnissen befragt, beschreibt die ganze Szene: ¿Al chile, mae?

Neuste Zahlen vom Arbeistmarkt:

Neben den obligatorischen Saecken mit Reis, die aufgrund einer unerklaerlichen Erdkrustenverschiebung zur Zeit stuendlich umfallen, gibt es keine nenneswerten Veraenderungen. Ein arbeitsloser Freiwilliger aus dem Umfeld der satanischen CATTEMI Sekte, berichtet nach seinem Ausstieg: "Ohne Sarkasmus haette ich das alles nicht ueberstanden." Trotzdem erweist sich die Wiedereingliederung in die Gesellschaft fuer derart Geschaedigte als aeusserst probelmatisch. Wie bei den ganzen Auslaendern auf der Welt fragt man sich: Wohin nur mit denen. Offensichtlich scheint sich noch kein geeigneter UNO-Beitrittsanwerter bereit erklaert zu haben, dem Friedensfluechtling eine Heimstatt zu bieten. Unterschlupf-experten bezeichnen die Suche als Farce. In einem offiziellen Statement des WWF (Word Wrestling Federation) werden die verantwortlichen aufgefordert endlich zu handeln. Dem Betroffenen wird allegemeins Beileid zugesprochen und eine weiter Tafel Schokolade in Aussicht gestellt, wenn er sich noch eine Weile Gedulden laesst. "Diese Hinhaltetaktik, zermuerbt jeden freien Geist." bekennt ein anonymer Freiwilliger, der in seiner Bruchbude zu den Geschehnissen befragt wurde. "Sollten sich Neuigkeiten ergeben, so erfahren sie dies zuallererst hier auf Felixlatin-Newschannel No. 5."

Zum Schluss, das Wetter:

Ein Verstandstief kommt auf, an dem jedoch wie immer gezweifelt werden kann.

Montag, 15. März 2010

Erklärung

hallo welt,

so jetzt mal ein upadate. also ich bin beii CATTEMI raus. Der Grund ist, dass CATTEMI den Vertrag mit EIRENE gekündigt hat und ich damit eben ohne Projekt dastehe. Das ist nicht sooo schlimm, da ich ja nicht mehr sooo viel mit denen zusammen gearbeitet habe. trotzdem brauche ich ein projekt, damit ich meinen reiwilligendienst weiter fortführen kann. Jetzt habe ich drei Möglichkeiten. 1. Ich breche ab und fahre nach Hause. 2. Ich muss mir anderes projekt in Bijagua suchen. 3. Ich gehe in ein ganz anderes Projekt, dass dann wahrscheinlich in Nicaragua sein wird.

Wie werde ich mich entscheiden? ich weiß es einfach noch nicht. abbrechen werde ich auf keinen Fall, also bleibt nur Bijagua oder Nicaragua. Ich will eigentlich nicht aus Bijagua weg, weil mein Leben und meine Freunde hier sind und ich mich auch in Costa rica gut eingelebt habe. ABER, es ist einfach nicht klar, wieviel Sinn die Arbeit hier noch macht, da es defacto kein richtiges Prrjekt hier gibt. Also wäre alles nur so eine Notlösung und die Arbeit eher etwas damit ich noch 7 Monate füllen kann. Über das Projekt in Nicaragua weiß ich einfach noch nicht genug, als dass ich diese Entscheidung jetzt schon treffen kann. Ich werde die naechsten tage mit deutschland sprechen und mir das mal anhören und dann werde ich mich wohl entscheiden müssen. Aber das ist wirklich keine leichte Entscheidung und ich will sie nicht treffen ohne gründlich drüber nachzudenken und ohne den rat der Leute zu hören, deren Meinung mir wichtig ist. Auf jeden Fall kommt es mir grade so vor, als müsste ich mich zwischen Alltag/freunden usw. und Arbeit entscheiden. Ich weiß, dass das erste eigentlich wichtiger ist, aber ich bin hier nunmal zum Arbeiten, deshalb ist die Entscheidung ja so schwer.

Ich verspreche aber - so habe ich es bisher immer getan - euch umgehend zu informieren, wenn ich etwas neues weiß. Dass ihr das alle so häppchenweise bekommen habt, liegt vor allem daran, dass ich es auch nur häppchenweise erhalte und meine Entscheidung eben von vielen Faktoren abhängt. Was sagen meine freunde hier? Was könnte ich hier arbeiten? Wie verläuft mein Leben hier weiter? Wieviel kraft habe ich noch für das alles? Wie, was und wo ist das in Nicaragua und wieviel sinn macht das noch für 6 Monate? Das alles weiß ich eben noch nicht und dauert eben ein bisschen, bzw. wird sich erst peu a peu klären.

Klar ist, dass sich niemand sorgen um mich machen muss. Mir geht es nicht schlecht oder so, aber die situation ist halt blöd und ich hätte es lieber anderes gehabt. Auf jeden Fall werde ich zufrieden sein, mit der Entscheiidung die ich treffe und das ist doch die Hauptsache. Außerdem istt der gregor grade da und ich habe echt ganz gut Ablenkung :-) Seit bitte nicht böse, wenn ihr so wenig von mir hört, aber ich weiß auch noch nicht mehr und kann euch nur versprechen, dass ihr es alle seid, die es als erste erfahrt.

Bis die Tage,

Felix

Samstag, 20. Februar 2010

Alles wird gut und nicht alles ist gut

Estimando país de Nunca Jamás,

wir haben sommer und trotzdem regnet es seit drei tagen fast ununterbrochen und irgendwie ist das nicht gut und kurbelt meine Faulhiet an. Während ich die letzten Wochen bei gutem Wetter und guter Laune wirklich fleißig am ackern war bin ich gerade wirklich fertisch mit der welt. Säcke mit Mulch geschleppt, Löcher ausgehoben, Unkraut gerupft, betoniert und gemaurert, Bohne gepflanzt und Mais geerntet und gemahlen, gepinselt und geschliffen usw. usf. Leider habe ich mich verhoben und verlegen und mein Rücken schmerzt seit zwei tagen wie Hölle und ich habe mich fast nicht aus dem haus bewegt. Darüber hinaus habe ich mich auch noch bei der lieben Lucie und ihrer Grippe angesteckt und das Wetter hier ist demm nicht sehr zuträglich. Also viele Filme geschaut und versucht meinen 2. Rundbrief fertig zu schreiben, den ihr nächste Woche sicherlich alle in den Händen halten werdet. Zur folgenden Purlitzerpreis verleihung seid ihr natürlich recht herzlich eingeladen. Da ich wirklich das haus nict verlassen habe, gab es bei mir nur das, was es eben immer im haus gibt. Gallo Pinto y Huevos!!! Ja heißahopsa, da wird man gesund von. Heute wurde daher viel Obst und gemüse eingekauft und somit ist der baldigen Gesundung genüge getan. Und dabei wollte ich doch dieses WE nach Puntarenas zum K to A R N E V A L. Und nun bin ich faul, aber vor allem weiß ich nicht, wer überhaupt alles dort ist und wenn dann wo...Habe es verzockt mich zu verabreden und da ich mein Telefon nicht bezahlt habe ist es um meine Erreichbarkeit gerade sehr schlecht bestellt. Also selbst dran Schuld. Ich kann nur hoffen, dass die anderen auch nicht gefahren sind, weil sonst würde ich mir echt in den Arsch beisen, weil das dort wirklich sehr lustig sein soll. Hmmmmmm, mal schauen. Also steht nun ein weiteres faules WE vor mir und ich glaube ich werde mal ein paar Freunde wegen Massage anhauen, denn mit dem rücken geht das so grade nicht weiter und ich müsste die nächste Woche Feldarbeit auch wieder saussen lassen und da hab ich keinen Bock drauf.

Übrigens mal die Frage an den Äther, was soll ich eigentlich mit meinem Leben anfangen, wenn ich wieder da bin? Um konstruktive Vorschläge wird gebten. Also dann, haunse mal rein und der nächste wird wieder lustischer, wa....

Felix

Samstag, 23. Januar 2010

Ode an die Freunde

Sehr geehrte Neverland,

Ich bin jetzt zurück in Bijagua angekommen und daher in meinem täglichen Leben. Das Wetter ist gut, mein Haus ist wie in meinem Leben zu leben, und hier bestellt werden wieder angenommen, mit dem ich sehr glücklich bin. Danke an meine lieben Freunde und alle guten Menschen hier in der Stadt, fühle ich mich sehr wohl und kann ein sehr ruhiger vor allem mit der Situation nach wie vor an dem Projekt schwierig. In diesem Sinne wird wahrscheinlich einige Veränderungen zu schaffen. Ich war letztes Wochenende bei einem Treffen mit unserem Koordinator, während es wurde deutlich, dass sie gehen und was muss sich ändern können. Was gibt es genau ist leider immer noch sehr klar, aber ich hoffe, bald können wir sagen, näher. Auf jeden Fall bin ich mir sicher. Obwohl ich jetzt denken, nicht die Tatsache, dass Sie immer noch erhalten, etwas Großes, aber ich habe beschlossen, nicht verderben lassen Sie mich meinen Aufenthalt hier bestreitet, dass einmal eine positive Wahrnehmung. An dieser Stelle möchte ich nur die Zeit, Neverland, sondern auch alle anderen Freiwilligen, und vor allem bedanke mich bei meinen Freunden hier in Bijagua (was ich persönlich von gestern besorgt). Zu Ehren von euch bin, verlasse ich diesen Eintrag in Englisch, Spanisch und übersetzte zurück, und ich bin neugierig, was aus der anderen Seite der Google Translate. Zumindest hoffe ich das sie wirklich umsetzen können hier: Ich bin sehr lieb von euch allen.

Bis bald,

Felix

Donnerstag, 14. Januar 2010

Charles Dickes Weihnachtsgeschichte oder: Mal anders!

Ich bin wieder zurück. Gefangen im urbanen Kerker des bijaguensichen Großstadttrubels um dir Nimmerland ein frohes Neues und schöne Weihnachten zu wünschen. Und was soll ich sage, du hast Konkurrenz bekommen, und zwar kleine. Little Corn Island, wo ich die letzten Wochen mit meinem barhäuptigen Kumpan Gregor verbracht habe. Die Geschichten, Abenteuer, Misse- und Heldentaten wiederzugeben bedarf es ganzer Chroniken, daher will ich mich auf/mit ein paar Auszüge/n beschränken/begnügen. Zwar fällt der Anfang wie immer schwer, zumal sich dieser in Granada abspielte, aber ich will es einmal so versuchen....

Nach Ewigkeiten, in denen Max, Lea, ca.1 Mio. Nicaraguense und Ich versucht haben gemeinsam die Grenze zu überqueren sind wir abends hundemüde in Granada angekommen. Trotz Müdigkeit wurde die Réunion der tapferen Recken aus Guatemala und Costa Rica rumfeucht begossen und hessenfröhlich gefeiert. Nach ein paar entspannten Tagen ging die Festtagsplanung spontan in Richtung Karibik. Per Schiff, jedoch ohne genaue Kenntnisse der Fahrtzeiten, sollte es nach Corn Island gehen. Getrieben von der Hoffnung am 24. Dort anzukommen, machte man sich guten Mutes, jedoch schlechten Wissens auf den Weg. Auf gut Glück sind wir also 8 Stunden Richtung Westen aufgebrochen, der Gefahr gewahr Weihnachten eventuell in der Pampa verbringen zu müssen. Tatsächlich aber ging am 24. ein Schiff und so verbrachten Gregor und Ich 12 Stunden bei Cup-Noodles, Butterpopcorn, ruhigem Seegang und einer Menge Spaß in den Hängematten eines kleinen Frachtkutters der uns sicher in das gelobte Land brachte, wo Gerüchten zufolge Rum und Hummer fließen sollte. Abends auf Big Corn Island ankommend, wurden wir zunächst etwas enttäuscht. Die Insel stank nach Müll, das kleine Städtchen wirkte ranzig und wir bekamen bei Ankunft weder Kokosnüsse in die Hand gedrückt, noch Blumenketten um den Hals gelegt. 1 Stunde voll italienischer Schnulzen, 2 Falschen Grand Reserva (7 Jahre alter Rum) Hummercocktail und 2 riesen (RIESEN) Hummern mit Pommes und Ketchup (!!!!) später sah die Sache schon wieder ganz anders aus. Feiertagsstimmung. Auch eine gefährlich anmutende Anekdote, die aufgrund zu erwartender Strafverfolgung bzgl. BTM zensiert werden muss, konnte die Stimmung nicht wirklich trüben. (Auf Anfrage wird die Story nachgeliefert. Stichworte: Creolisches Familienfest, Kasten Bier, Drogendealer, alleine in einer fremden Hütte, Flucht im Taxi). Mit ein paar Bier am Strand wurde der Nacht ein würdiges Ende gesetzt.

Am nächsten Tag machten wir uns auf ins Paradies, Little Corn Island, nur um bei Ankunft festzustellen, dass die Insel überfüllt war und zwar der Art, wie eine kleine Karibikinsel mit 700 Einwohnern eben überfüllt sein kann. Keine billigen Unterkünfte mehr. Die Insel teilt sich in zwei Hälften. Die Dorfseite und die Niemandsland-Seite mit ein paar Hütten am Strand. Natürlich wollten wir auf die – zumal luftigere und lustigere – Niemandslandseite. Also fragten wir bei Grace, die ein paar Hütten am Strand vermietet, ob die nächsten Tage etwas frei würde und wir solange in Hängematten auf ihrem Grundstück schlafen könnten. Aus der einen Nacht für 2 Dollar pro Hängematte, wurden im Endeffekt 4 Nächte für umsonst, bis endlich ein kleines Zimmer frei wurde. Wir hatten nun nicht nur unsere Unterkunft für den Rest der Zeit gefunden, sondern auch noch viele nette Leute, Freunde, fast Familie, dazu. Die Unmöglichkeit die Einzelheiten aller Tage zu erinnern und der erwähnte Umstand des zu sprengenden Zeitrahmens, forcieren eine fragmentarische Retrospektive. Graces wurde nur verlassen, wenn die dringende Notwendigkeit dazu bestand. Das azurblaue Wasser, der feine Sandstrand, Hängematten und Kokospalmen machten es uns leicht die Tage zu vertrödeln. Unweigerlich lernte man ständig Leute kennen, von denen immer irgendjemand seinen „letzten Abend“ auf der Insel feiern musste. Besoffene Kanadier („I know a great story“), fluchende Irinnen („ I fucked my knee, so I’ve been fucked), dumme Gören (“You are from Germany. So, do you speak German too?”), und nette Mädels aus den Staaten (“Of course I can name all 52 federal states.” Anmerkung: Es gibt nur 50.) kiffende Inselbewohner (“Ollll natural. Ya gatta lit it fast cause dem is good herb.”), motzende Finninen (“This is not a good joint. Normaly I don’t smoke shit like that.”) aufdringlichen Müttern („Felix sounds like Phallus.“) und jede Menge Labertaschen von Tauchern, die ihren Bullshit über die ganze Insel verteilten. Zwar werden damit nur einige wenige genannt, aber dafür soll es gut sein. Kommen wir also von den Menschen zu den Aktivitäten. Spiele wie „Moon in the spoon“ oder „Beersbee“ und viel viel Backgammon. Drachenbauen, Techno-Tuesday in Pepes Happy Hut - inklusive Blasen an den Füssen vom tanzen -, Lagerfeuer und Kokosnüsse pflücken. Lesen, babbeln, lümmeln, rauchen und Cola-Trinken. Auch am Essen wurde nicht gespart. Es gab Rondon (ein Kokos-Fisch-Eintopf), es wurde Fisch, Hähnchen und Kokosnuss gegrillt, immer wieder Hummer und Garnelen und immer, immer und immer wieder das köstliche Kokosbrot, das überall auf der Insel verkauft wurde und wenn sich schon nicht abwechselte, so dann doch ergänzt wurde durch Bananenkuchen, Fleischpasteten und Empanadas. Unser guter Freund Grand Reserva war allgegenwärtig.

Nach durchtanzter Nacht am Strand, nicht frisch aber fröhlich im neuen Jahr angekommen war es für mich langsam an der Zeit aufzubrechen. Es gab Gerüchte von zwei Booten die sonntags Big Corn Island verlassen sollen. Was soll ich sagen? Das war gelogen. Die einzige konkrete Information die ich bekam war, dass mit Sicherheit nächsten Sonntag ein Schiff fahren würde. Da ich nicht die ganze Woche in Unklarheit, gespickt mit vagen Auskünften auf Big Corn verbringen wollte, beschloss ich meinen Aufenthalt „unfreiwillig“ um eine Woche zu verlängern. Die eine Nacht auf Big Corn wollte ich am Strand schlafen – kein Problem -, stellte meinen Rucksack bei Leuten ins Zimmer und machte mich mit Schlafsack und Isomatte auf den Weg. Ich wurde geweckt von strömendem Regen und zugedeckt mit meiner Isomatte, pitschpatsch nass an ein Boot gekauert harrte ich dem Morgengrauen um am nächsten Tag glorreich und mit neuen Geldreserven nach Little Corn zurück zukehren. Schlaf=Null.

Schon auf dem Weg zu Grace kam mir Gregor entgegen, der noch eine Woche bleiben wollte. Verwirrt und doch freudig überrascht war an Schlaf nicht mehr zu denken und mit einer Kanadierin und einem Mädel aus Kentucky wurde an die vergangene Woche angeknüpft und der Tag und der Rest der Zeit gemeinsam durchgefeiert. Als auch diese Woche vorbei war, kann man meinen Körper als Bruchbude, quasi als physische Ruine beschreiben und so verwunderte es nicht, dass sich Gregor abermals entschied noch eine Woche auf Little Corn zu bleiben. Mein Rückweg, den ich nun endlich, wenn auch alleine, antreten konnte dauerte 36 Stunden und war eine Katastrophe. So als wollten mich die Islands nicht gehen lassen, herrschte Unwetter und beinahe wäre das Schiff nicht gefahren. Kotzend und bei desaströsem Wellengang, auf einem noch kleineren Kutter, eingefercht zwischen 3 Nica-Familien kam ich nach 12 Stunden auf dem Festland an, nur um direkt den Nachtbus nach Managua zu nehmen, von wo es morgens wieder direkt zur Grenze weiterging. 3 Stunden an der Grenze und weiter vier Stunden später stehe ich an der Straßenkreuzung von Cañas. Nur noch ein Bus, nur noch 45 Minuten und ich bin zu Hause. Ich weiß, der Bus kommt erst in 2 Stunden, also halte ich den Daumen raus. Und wer fährt, mich mit unschöner Geste bedenkend, an mir vorbei ohne mich mit zu nehmen? Meine Chefin. Ach stimmt, da war ja sowas komisch in meinem Projekt, weshalb ich so dringend in den Urlaub wollte. In Bijagua angekommen ist es kalt. Es regnet und ich habe keinen Strom. Herzlich willkommen zu Hause.