Mittwoch, 7. Juli 2010

Mal wieder Nicalandia und mal wieder Inseln

Hey Schlummerland,

schon ne ganze Weile her, aber ich gehe davon aus, dass du Dank Rundbrief auf dem neusten Stand bist. Was ist denn eigentlich passiert seit dem. Viel und auch wieder nix und daher beschränke ich mich auf die Mitte.

Vor zwei Wochen habe ich mich – mal wieder – auf den Weg nach Nicaragua gemacht. Diesmal allerdings keine Visums-Ausreise, sondern ein Kurztrip mit Freunden und Bekannten nach Solentiname, einem kleinen Inselarchipel im Lago Nicaragua. Wie immer mit den Locos war es mal wieder ein wohlorganisiertes Chaos. Am Sa. irgendwann Nachmittags mit 18 Leuten auf nem Pickuptruck auf den Weg zum Schotterpisten-Grenzübergang nach Papaturro gemacht. Wollten eigentlich abends schon auf den See und die Nacht im Boot verbringen, aber wie immer gab es mal wieder Verspätung du so kein Boot und auch erst mal keinen Schlafplatz. Zum Glück und - wie immer eigentlich –kannte wieder jeder die ganze Welt und so haben wir kurzerhand den Abend und die Nacht auf der Hausbaustelle des Vaters einer Freundin verbracht. Kein Problem, den Schlafsäcke und Hängematten waren zu stelle. Wände gab es noch nicht aber wenigstens ein Dach und mehr braucht man ja nicht. Die Nacht wurde – mal wieder – Gitarre spielend, trinken und feiernd verkürzt und irgendwie schien es um die Aufbruchsmotivation am nächsten Morgen um 5 Uhr nicht gut bestellt. Zu Anfangs zumindest nicht. Das legte sich dann ganz schnell wieder mit den ersten Guten Morgen Bieren und Schnäpsen und einmal mehr zeigte sich was für eine versoffene Truppe das doch ist - oder wir doch sind (?). Ich passte erst mal, denn mit Kater, wenig Schlaf und bald knallender Sonne war ich noch nicht wieder in Stimmung für Saufgelage. Auf jeden Fall, betrunken und nicht betrunken machten wir uns auf den Weg und warteten natürlich wieder ne kleine Ewigkeit auf den Onkel einer Freundin, der uns mit dem Boot herumschippern sollte.

Irgendwann waren wir allem im Boot versammelt, der Reis und das Gemüse kochten, die Alkoholreserven waren aufgefrischt worden, die Hängematten aufgehängt und Alle machten es sich auf dem Dach bequem. Zuerst den Fluss runter – wunderschöne Mangrovenlandschaft – und dann raus auf den See. Der Lago Nicaragua ist ja der zweitgrößte Süßwassersee der Welt und so kommt man sich eher vor wie auf einem Meer. Das Bott tuckerte also gemütlich vor sich hin und irgendwann auf der Mitte des Sees springen wir alle ins Wasser und…. Stehen bis zu den Hüften drinnen. Ganz komisches Gefühl. Am Horizont die inseln von Solentiname und man bricht sich fast den Hals beim ins Wasser springen. So wie der Balaton, nur ein bisschen größer. Auf jeden Fall wurde jetzt erst mal gespachtelt, denn nach 2-3 Stunden waren der Reis und das Gemüse für die ganze Truppe auf einer kleinen Gasflamme gekocht endlich fertig. Lecker, würzige Pampe mit Allerlei und Ei dazu. Bei der ersten richtigen Mahlzeit seit 18 Stunden war „Hauptsache satt“ das Wichtigste. Haben dann die Inseln angesteuert, kleine Spaziergänge gemacht, weiter getuckert, immer wieder in Wasser gesprungen und wie kann man es anders nennen als „einfach das Leben und den wunderschönen Tag genossen.“ Irgendwann hab ich mich dann auch wieder der Trinkgesellschaft angeschlossen und als es bei Sonnenuntergang wieder Richtung „Festland“ ging hatten wir fast alle schon wieder ganz gut Einen sitzen. Manche sogar so sehr, dass sie vor der Grenzpolizei versteckt werden mussten, andere so sehr, dass sie beinahe ertrunken wären und wiederum andere so sehr, dass gleich der nächste Trip – länger und mit mehr Leuten - nach Solentiname geplant wurde (unter denen natürlich auch ich).

Naja, auf jeden Fall wieder „heil“ in Papaturro angekommen fing es natürlich schön an zu pissen undwieder auf dem Pickup blieb uns nichts anderes übrig als komplett, aber wirklich komplett nass zu werden – immerhin singend. Keine Ahnung – mittlerweile schon wieder gut dabei – aber irgendwann nachts in Upala angekommen. Was machen? Weiterfeiern! Wo? Bei Daniel! Daniel, mit auf Tour gewesen und einer der Locos denen ich immer und überall über den Weg laufe und zwar meist betrunken. Leider hatte schon alles geschlossen, aber zum Glück kennt wieder irgendwer irgendwen und so wird der Supermarkt nochmal aufgeschlossen und Fleisch und Guarro „beschafft“. Bei Daniel angekommen wurde der Grill angeworfen und auf einmal war schon wieder ein Haufen Leute da und so wurde einfach dort weiter gemacht wo tags zuvor um 15 Uhr angefangen wurde. Es regnete die ganze Zeit weiter und irgendwann kam jemand an und sagte der Fluß würde überlaufen – was häufiger passiert. Das wasser, dass sich dann allerdings seinen Weg durch ganz Upala bahnt, kommt allerdings aus, na ratet mal, genau, aus Bijagua. Auf jeden Fall mussten wir zunächst Sandsäcke schleppen bevor wir weiterfeiern konnten. Das Haus blieb trocken, aber wir standen draußen Knietief im Wasser und haben…natürlich weiter gegrillt und getrunken. War eigentlich ganz praktisch, dass wir alle draußen waren, denn so konnte immer irgendjemand die Sachen raus fischen, die weggeschwemmt wurden und nass bis auf die Knochen waren wir ja sowieso. Irgendwann dann auf den Weg gemacht – oder besser auf den Fluss gemacht –und durchs Wasser zu meiner Schlafstätte bei einer Freundin gemacht. Also alles in allem ein verrücktes und dann doch wieder relativ normales WE hier in Ticolandia.

Grützi,

Felix