Tschüß Costa Rica. Ja
Herr Direktor. Nein Herr Direktor. Das passt nicht ins Stück Herr Direktor? Immer
schön der Reihe nach… Herr Direktor!*
Tschüß Costa Rica |
Holy moly vergingen die
letzten 2 Wochen wie ne Eliterfliegerstaffel : Im Flug und doch so gar nicht
abgehoben. "Nailed it!!" Ich hatte also mal wieder Spanischunterricht
genommen und wenn ich „mal wieder“ sage meine ich natürlich das zweite Mal in
meinem Leben. Und alter Vadder war das seltsam. Ich stelle mir vor dass ein 70
jähriger Linkshänder auf einmal lernen muss mit Rechts zu schreiben oder dem
Felix sein Opa gesagt wird, dass „dem sein“ kein richtiges Deutsch ist. Ich
habe mir einfach in den letzten Jahren ein spanisch angewöhnt was zwar gut ist aber eben auch Strategien um grammatikalische Klippen zu umschiffen die mir
nicht in den Kram passen (wollen). Natürlich versteht mich jeder aber ey
Pronombre Indirecto, Subjuntivo und den ganzen Scheiß... keine Ahnung. Also
brauchte es viel Geduld und Humor von Alejandra und Sandra mir den Teufel
auszutreiben bzw. das andere einzutrichtern. Boah möchte ich nicht mein eigener
Lehrer sein. Ich merke dass sich seit meiner Schulzeit nicht viel verändert hat
und sobald ich was nicht verstehe oder keine Lust habe etwas zu verstehen ich
bockig werde und versuche das „Lernarrangement“ zu sabotieren. Zum Glück
scheint da dann auch immer der liebenswerte Trottel durch. Aber mal im Ernst,
ich glaube nicht dass ich diese Sprache jemals richtig beherrschen werde. Dafür
interessiert mich das System einfach zu wenig und sich etwas Falsches wieder
abzugewöhnen, was halt doch irgendwie immer funktioniert hat, ist einfach
sauschwer. Und auf einmal ist man auch irgendwie gehemmter, weil man nachdenken
muss und alles richtig sagen will usw.
Also habe ich einen Teil
der letzten zwei Wochen damit verbracht wieder Spanisch zu (ver)lernen. Ich
habe bei Alejandra und Sandra gewohnt, die ich beide noch von früher kannte und
es herrschte eine tolle, vertraute und familiäre Stimmung. Ich fühlte mich
schnell wie zu Hause, kochte, ging mit dem Hund raus und vertrödelte dadurch
auch einfach eiskalt viele Stunden. Das Haus der beiden ist groß und liegt in
Guadalupe einem ruhigeren Stadtteil etwas außerhalb vom Zentrum San Jose. Zeitgleich
hatte noch eine andere Deutsche – Ronja – mit mir Unterricht und da sie
Anfängerin war konnte und durfte ich noch mal alles von der Pike auf lernen und
so gaben sich meinerseits besserwisserische Altklugheit und ratlose
Sprachlosigkeit die Klinke in die Hand. Es war irgendwie cool das Ronja da war,
weil ich ihr ein bisschen San Jose zeigen konnte und ein bisschen deutsch als
Abwechslung war auch willkommen. Liebe Grüße wenn du das hier liest. Ansonsten
habe ich versucht Freunde zu sehen. Ich
kenne echt ein paar Leute in San Jose und Heredia (die Nachbarstadt) und wollte
so viele wie möglich so oft es geht wiedersehen. Und dann wieder auch nicht...
Ich habe gemerkt - das habe ich ja auch schon ein paar Mal erwähnt – dass sich
hier natürlich viel verändert hat und auch wenn das gut ist (und ich mich
natürlich auch verändert habe) können diese Veränderungen eben irgendwie nicht
mit der Erinnerung mithalten. Irgendwie erwartet man eben doch, dass alles beim Alten bleibt. Gerade bei Menschen ist das aber natürlich schwer unter
einen Hut zu bringen. Ich habe ein paar Freunde wieder getroffen und es war
sofort voll schön und wir haben uns gefreut uns wiederzusehen usw. und ihr
kennt das bestimmt, dass man sich erstmal wieder kennenlernen muss. Und das
braucht eben seine Zeit. Zeit die ich nicht wirklich hatte und so habe ich
tatsächlich bewusst unterlassen mich bei ein paar Leuten zu melden, weil es mir
zu anstrengend war innerhalb 2 Wochen dieses "noch mal Kennenlernen" und
"versuchen so viel wie möglich zu sehen" durchzuziehen. Ich glaube das war auch
umgekehrt der Fall, denn von ein paar Leuten habe ich mir einfach mehr Resonanz
erwartet und war dann – typisch Doppelmoralist – enttäuscht, dass sie sich
nicht mehr Mühe gegeben haben mich zu sehen. Aber so ist es nun mal gewesen und
alles in allem war auch das wieder jammern auf ganz hohem Niveau, denn die Zeit
ist vor allem deshalb so schnell vergangen, weil ich echt viel Spaß hatte….
Ich bekomme eine SMS von
Pepe. „Ey Felix, hab gehört du bist da. Wir wollen auf ein Konzert gehen.
Social Club heißt die Band. Kommst du mit? Die Details schicke ich dir später.“
Das war am Dienstag. Dienstagabend treffe ich mich mit David und seiner
Freundin auf ein Bierchen. „Ahh, das Konzert war gestern?“ sagt der. Okay kein Ding. SMS: „Pepe
kommst du trotzdem aufn Bierchen vorbei, das Konzert war gestern.“ „Ja man ich
weiß. Ey ich bin jetzt in Heredia. Aber die spielen übermorgen noch mal. Lass
uns telefonieren.“ David will mitkommen. Donnerstag also. Ich treffe mich mit
Junaca. Zufälligerweise laufen wir Jonathan und seiner Freundin in der Stadt in die Arme (die Welt ist ein
verdammtes Dorf). Jonathan „Das Konzert findet nicht heute statt, die haben am
Montag gespielt.“ – Ach Nee! – „Aber die Spielen am Sa. noch mal. Lass doch
alle hingehen.“ Klar. SMS an Pepe „Das Konzert ist nicht heute aber wir wollen
was trinken gehen, also komm.“ „Ja man ich weiß, das ist am Samstag. Lass mal
alle hingehen. Ich kann heute nicht, ich bin in Heredia“ Junaca ruft David an. „Alter, ich muss
Taxifahren und kann nicht aufs Konzert. Aber sagt mir wo ihr seid und ich komm
vorbei aufn Bierchen.“ Natürlich kommt David nicht. Juanca und ich verbringen
den Abend mit nem Sixpack im Park, babbeln viel und schauen den Jongleuren zu,
die hier immer üben. Samstagabend also. Es findet wirklich ein Konzert von
Socialclub statt. Yeah. 20:30 Beginn. Ich verabrede mich mit Pepe, Vera, Diana,
Ronja und Jonathan um 20 Uhr vorm Teatro Nacional. Vera ist Deutsche, hat 7
Jahre in Costa Rica studiert und ist gerade zufällig auch wieder hier. Sie un
Ronja sind die einzigen die da sind. Klar man, die pünktlichen Deutschen. SMS
von Diana „Ich war schon früher da und bin schon mal los. Bis später.“ SMS von
Pepe „Ich komm ein bisschen später.“ SMS von Jonathan „Wo isn das genau?“ Also
auf in die Cali wo das Konzert stattfindet. Das Barrio California grenzt direkt
ans Zentrum und ist so ein bisschen alternativ angehaucht. Vor allem in einer
Strasse, die alle nur die „Cali“ nennen, gibt es viele Clubs und Bars und auf
der Strasse tummelt sich die Szene San Joses. Vor zwei Jahren wurde ein Gesetzt
verabschiedet, das Rauchen und Trinken in der Öffentlichkeit verbietet. Viele
Menschen halten sich da wirklich dran und gerade die Clubs und Bars hier sind
sehr penibel. Ich erwarte also eine entvölkerte Cali. Puhhh Glück gehabt, ist
immer noch der Alternative-Catwalk von Chepe. Schlange vorm Club, Menschen
trinken, rauchen, babbeln. 1 Stunde später, 21:30 Uhr. Das Konzert hat noch
nicht angefangen. SMS von Pepe „Mae, hat das Konzert schon angefangen? Ich mach
mich jetzt aufn Weg.“ SMS von Diana „Wo seid ihr?“ SMS von Jonathan „Wir kommen später. Hat das Konzert schon angefangen?“ SMS von David. „Alter, ich packs
nicht. Muss Taxifahren. Vielleicht gucke ich später noch vorbei.“ Wir haben
mittlerweile schon fleißig Bier intus, es läuft Raggea und wir haben Bekannte
von Vera getroffen. Die Stimmung ist gut. Wieder eine Stunde später, 22:30. Das
Konzert hat noch nicht angefangen. Der Laden ist brechend voll und draußen
stehen noch Leute. Wir stehen auch draußen. SMS von Diana „Ich bin jetzt drinnen,
wo bist du?“ SMS von Pepe. „Ich bin jetzt aufm Weg. Hat das Konzert schon
angefangen? Ist die Schlange lang?“ SMS von Jonathan „Mae, wir packens nicht
mehr rechtzeitig. Viel Spaß!“ Um 23 Uhr haben wir Diana getroffen. Sie kann
leider nicht tanzen denn sie macht Merchandise für die Band „Das habe ich auch
grade erst erfahren!“ und Pepe kommt rein als das Konzert anfängt. Es wird Ska
und Raggea mit viel Funk und Salsaeinflüssen gespielt. Social Club haben zwei
Gäste aus New York da und es wird gejamt was das Zeug hält. Die Stimmung ist
toll. Der ganze Saal tanzt bis spät in die Nacht. Und so läuft es nun mal in
Costa Rica. Und deshalb vergingen die letzten zwei Wochen so rasend schnell
ohne das viel passiert wäre, denn natürlich war diese Geschichte nur eine von
vielen kleinen ähnlichen. Das tat irgendwie gut, sich wieder in dem „manana“
und „tranquillo“ Fluss treiben zu lassen. Der fließt halt verdammt schnell und
langsam zur gleichen Zeit. Echt ein Phänomen.
Und jetzt…
Hallo Guatemala |
Tja und jetzt sitze ich
hier in Guatemala. Vom Flugzeug sah noch alles gleich aus. Neues zu Hause also. Neue Eindrücke. Die Erinnerung von vor 10
Jahren sind hier schon ganz schön verblasst und deshalb fühlt sich alles sehr
neu, aufregend und aber auch irgendwie anstrengend an. Das wird ne ganz schöne
Herausforderung. Das merke ich jetzt schon. Vom Hühnerstall hier kann ich noch
gar nicht berichten, dazu klingeln mir noch zu sehr die Ohren. Ich habe noch
mal 2 Wochen Galgenfrist und die werde ich in Quetzaltenango/Xela verbringen. Von
dort dann wieder mehr, Nimmerland. Pass auf dich auf.
* http://www.youtube.com/watch?v=9fsGxHpYrCw
* http://www.youtube.com/watch?v=9fsGxHpYrCw