Dienstag, 15. Oktober 2013

Solo, solo ,solentiname


Kathya, Gonso und ich auf der PickUp-Ladefläche
Konkurrenz bekommen Nimmerland? Nein, keine Angst. Ein bisschen vielleicht. Solentiname heißt die Gute und ist ein Archipel im Nicaraguasee. Wir hatten schon öfter das Vergnügen in der Vergangenheit und ich hatte mucho ganas da noch mal hinzukommen. Und da ich Freunde im Norden besuchen wollte, eine Freundin Verwandtschaft an der Grenze und einen Onkel mit Boot hat dachte ich so bei mir…









Nicaraguanische Grenzsoldaten am chillen 

Aber irgendwie hat sich viel verändert. Der Freundeskreis ist nicht mehr der Gleiche, Leute arbeiten und haben keine Zeit, haben ihren Job verloren und deshalb kein Geld, sind weggezogen oder verschollen und irgendwie sollte es nicht sein, dass sich die „alte clique“ wieder zu dispichosen Abenteuern zusammenfand. Nur ein ganz kleiner Teil tapferer Recken der alten Garde stellten sich ein (Kathya, Gonso, Arturo und Ich). Kathya eine verrückte, impulsive und explosive kleine Nica/Tica hatte zum Glück noch ein paar Leute aufgetrieben und so waren wir dann doch irgendwie 10+ Leute.





Unser "Barco" von innen mit El Tio Capitan am Ruder.

Ich hab noch die zwei neuen Freiwilligen meiner Exorganisation eingepackt und so konnte es also losgehen. Arturo mitzunehmen entpuppte sich als schwierige Entscheidung, denn seit einem Jahr leidet er an schweren Psychosen, hat krasse soziale Aussetzer, Absenzen und ist irgendwie nicht er selbst. Aber es wäre unfair gewesen ihn auszuschließen und so versprachen wir seiner Mutter auf ihn aufzupassen, was wir auch wirklich taten. Es gab allerdings doch ein paar skurrile Situationen, von denen hier noch die Rede sein soll.
Unser "Barco" von außen.

 Also um 8 Uhr morgens mit Sack und Pack auf den PickUp-Truck und los geht die Fahrt ins Spassgewisse. An der Grenze erstmal Palaver. Es ist nur ein kleiner Grenzposten und im Prinzip reist man nur nach Nicaragua ein, aber nicht aus Costa Rica aus. Kathya kennt die halbe Welt und obwohl sich der Preis in den letzten drei Jahren verdoppelt hat (man zahlt nun 14$ für die Einreise) geht alles ganz schnell und weil der Grenzbeamte heute Geburtstag hat bekommen wir noch nen ordentlichen Schluck „Flor de Canas“ geschneckt (Nicaraguanischer Rum der yummyklasse).
 Kathays kleine Schwester und ihre Freundinnen.
 Allerdings machen die Soldaten (ungleich Grenzbeamten) Stress und eine jetzt schon total besoffene Kathya und ein böse vor sich hin stierender Arturo machen die Sache nicht besser. Es verzögert sich also alles. Vor allem weil ein Teil unserer Truppe als „Schülerausflug“ deklariert wurde, damit sie nicht zahlen müssen. Das glauben die Soldaten nicht. Zu Recht, wenn man sich unseren Zustand anschaut. Zum Glück bemerkt niemand dieses grandiose Foto, denn eigentlich darf man Soldaten nicht fotografieren und da kann schon mal ganz schnell die Kamera zu Bruch gehen. Außerdem zum Glück kennt dann irgendwer, irgendwen mit Einfluss und so dürfen wir doch von dannen.
Marco Polo y Magelan
Kathyas Onkel ist der Capitan unseres Vertrauens und hat uns schon oft mit viel Geduld, Know How und Tranquilidad ertragen und umhergeschippert. Die Hängematten werden montiert, der Rum macht die Runde. Mittlerweile hat die Marke gewechselt. Die Reise war eh schon teuer und Flor de Cana kann sich ja nun wirklich keiner mehr leisten also gibt’s „Ron plata“ zu 0,80$ der halbe Liter :) Den Fluss entlang, bis sich nach einer halben Stunde der See vor einem öffnet und am Horizont die Inseln von Solentiname auftauchen. Die Sonne bruzzelt, der Wind bläst, die Frisur hält
Arturo am Träumen
 Wir wissen von einer Fiesta auf einer der Inseln und so geht’s straight zum Place to be des gesamten Archipels für diese Nacht. „Indio viejo“ für alle. Eine Pampe (Knetkonsistenz) aus Maisbrei, stundenlang gekocht, mit Fleisch und Gemüse. Sieht komisch aus, schmeckt köstlich. Kochbananen und Käse dazu. Der „Patron“ der Insel gibt einen aus. Tona, das hiesige Bier fließt in rauen Mengen und ist leider auch das einzige was es überhaupt in dieser idyllischen Einöde zu kaufen gibt. Es fängt an zu regnen, weshalb das Stierrodeo (leider keine Fotos von der Party) immer wieder unterbrochen wird und wenn dann im Schlamm fortgeführt wird. Ein Stier – samt Reiter – zermalmt das Gatter und da es eh langsam dunkel wird, werden die restlichen toros auf die Weide entlassen. Die Party kann beginnen. Arturo ist überfordert und streunt auf der Insel rum. Alt und Jung schiebt sich unterm Dach des Gemeindehauses zusammen – ein Wellblech auf 4 Pfählen. Riesige Boxentürme ragen auf, ein Stroboskop wird angeworfen und im 30min Takt wird zwischen Ranchero, Salsa, Merengue, Reggeaton und Elektro gewechselt. 
"Barco" at its best

Mal wieder unendlich verblüffend, wie sehr – Stereotype hin oder her – schon die kleinsten der Kleinen den Rhythmus im Blut haben. Und drei ungelenkige Deutsche die alle überragen mittendrin. Irgendwann verlassen wir die Feier, bzw. verlagern sie auf unser Boot, lassen uns auf den See treiben und so neigt sich der Tag dem Ende. Mitten in der Nach wacht Arturo schreiend neben mir in der Hängematte auf, völlig orientierungslos. Verdammt wir sind auf nem scheiss Boot! Ich steige mit ihm aufs Dach und irgendwie beruhigt er sich wieder. Das geht mir echt nah diesen Kerl, den ich vor vielen Jahren so lieb gewonnen habe so zu sehen. Verdammte Drogen, verdammte preza, verdammtes Upala. Am nächsten Morgen schippern wir von Insel zu Insel, lassen es uns gut gehen, decken und mit neuem Rum ein und verschlendern den Tag, bevor es wieder in „heimische“ Gefilde geht. 
Von Insel zu Insel schippern
 Irgendwie hat sich alles richtig und schön angefühlt, ich hatte Spaß und die ganze Szenerie des Archipels ist einfach atemberaubend. Und trotzdem – wie eigentlich die ganzen letzten 3 Wochen – ist irgendwas anders. Irgendwas fehlt. Natürlich ist es nicht mehr das Gleiche, die „alten Zeiten“ kann man nicht einfach so herbeizaubern, und verklärte Erinnerungen vernebeln die Realität. Und obwohl ich mir das auch ständig bewusst mache und eben trotz der ganzen Schönheit, des Wiedersehens und meiner tollen Zeit die ich auch jetzt wieder habe, bleibt immer irgendwie ein Tropfen Wehmut hängen, der sich dann auch noch mit einer kleinen Heimwehträne mischt. Nach einer weitern Nacht bei Freunden, die ich zum Glück ohne alkoholische Blessuren überstehen konnte ging es wieder nach San Jose. Es war seltsam denn Silvia, die Mutter von Gonso und Arturo, ist eigentlich voll die brave und eher abstinente Frau und wollte aber unbedingt, dass wir Sonntagabend noch mit ihr einen drauf machen. Sie hatte extra Leute eingeladen, Alkohol gekauft usw. und war regelrecht enttäuscht, dass wir drei mit einem Verweis auf die letzten 30 Stunden ablehnen mussten. Seltsamheiten wo ich gehe und stehe. 
Und wo es gefällt, da bleibt man einfach
 Nun also wieder in San Jose, wo mit meinem Spanischkurs der Ernst des Lebens wieder losgeht. Aber davon demnächst mehr. Gute Nacht Nimmerland, was immer du sein magst.    


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