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Kathya, Gonso und ich auf der PickUp-Ladefläche |
Konkurrenz bekommen
Nimmerland? Nein, keine Angst. Ein bisschen vielleicht. Solentiname heißt die
Gute und ist ein Archipel im Nicaraguasee. Wir hatten schon öfter das Vergnügen
in der Vergangenheit und ich hatte mucho ganas da noch mal hinzukommen. Und da
ich Freunde im Norden besuchen wollte, eine Freundin Verwandtschaft an der
Grenze und einen Onkel mit Boot hat dachte ich so bei mir…
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Nicaraguanische Grenzsoldaten am chillen |
Aber irgendwie hat sich
viel verändert. Der Freundeskreis ist nicht mehr der Gleiche, Leute arbeiten und
haben keine Zeit, haben ihren Job verloren und deshalb kein Geld, sind
weggezogen oder verschollen und irgendwie sollte es nicht sein, dass sich die „alte
clique“ wieder zu dispichosen Abenteuern zusammenfand. Nur ein ganz kleiner
Teil tapferer Recken der alten Garde stellten sich ein (Kathya, Gonso, Arturo
und Ich). Kathya eine verrückte, impulsive und explosive kleine Nica/Tica hatte
zum Glück noch ein paar Leute aufgetrieben und so waren wir dann doch irgendwie
10+ Leute.
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Unser "Barco" von innen mit El Tio Capitan am Ruder. |
Ich hab noch die zwei neuen Freiwilligen meiner Exorganisation
eingepackt und so konnte es also losgehen. Arturo mitzunehmen entpuppte sich
als schwierige Entscheidung, denn seit einem Jahr leidet er an schweren
Psychosen, hat krasse soziale Aussetzer, Absenzen und ist irgendwie nicht er
selbst. Aber es wäre unfair gewesen ihn auszuschließen und so versprachen wir
seiner Mutter auf ihn aufzupassen, was wir auch wirklich taten. Es gab
allerdings doch ein paar skurrile Situationen, von denen hier noch die Rede
sein soll.
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Unser "Barco" von außen. |
Also um 8 Uhr morgens mit
Sack und Pack auf den PickUp-Truck und los geht die Fahrt ins Spassgewisse. An
der Grenze erstmal Palaver. Es ist nur ein kleiner Grenzposten und im Prinzip
reist man nur nach Nicaragua ein, aber nicht aus Costa Rica aus. Kathya kennt
die halbe Welt und obwohl sich der Preis in den letzten drei Jahren verdoppelt
hat (man zahlt nun 14$ für die Einreise) geht alles ganz schnell und weil der
Grenzbeamte heute Geburtstag hat bekommen wir noch nen ordentlichen Schluck „Flor
de Canas“ geschneckt (Nicaraguanischer Rum der yummyklasse).
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Kathays kleine Schwester und ihre Freundinnen. |
Allerdings machen
die Soldaten (ungleich Grenzbeamten) Stress und eine jetzt schon total
besoffene Kathya und ein böse vor sich hin stierender Arturo machen die Sache
nicht besser. Es verzögert sich also alles. Vor allem weil ein Teil unserer
Truppe als „Schülerausflug“ deklariert wurde, damit sie nicht zahlen müssen. Das
glauben die Soldaten nicht. Zu Recht, wenn man sich unseren Zustand anschaut. Zum
Glück bemerkt niemand dieses grandiose Foto, denn eigentlich darf man Soldaten
nicht fotografieren und da kann schon mal ganz schnell die Kamera zu Bruch
gehen. Außerdem zum Glück kennt dann irgendwer, irgendwen mit Einfluss und so
dürfen wir doch von dannen.
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Marco Polo y Magelan |
Kathyas Onkel ist der Capitan unseres Vertrauens
und hat uns schon oft mit viel Geduld, Know How und Tranquilidad ertragen und
umhergeschippert. Die Hängematten werden montiert, der Rum macht die Runde.
Mittlerweile hat die Marke gewechselt. Die Reise war eh schon teuer und Flor de
Cana kann sich ja nun wirklich keiner mehr leisten also gibt’s „Ron plata“ zu
0,80$ der halbe Liter :) Den Fluss entlang, bis sich nach einer halben Stunde
der See vor einem öffnet und am Horizont die Inseln von Solentiname auftauchen.
Die Sonne bruzzelt, der Wind bläst, die Frisur hält
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Arturo am Träumen |
Wir wissen von einer
Fiesta auf einer der Inseln und so geht’s straight zum Place to be des gesamten
Archipels für diese Nacht. „Indio viejo“ für alle. Eine Pampe (Knetkonsistenz) aus
Maisbrei, stundenlang gekocht, mit Fleisch und Gemüse. Sieht komisch aus,
schmeckt köstlich. Kochbananen und Käse dazu. Der „Patron“ der Insel gibt einen
aus. Tona, das hiesige Bier fließt in rauen Mengen und ist leider auch das
einzige was es überhaupt in dieser idyllischen Einöde zu kaufen gibt. Es fängt
an zu regnen, weshalb das Stierrodeo (leider keine Fotos von der Party) immer
wieder unterbrochen wird und wenn dann im Schlamm fortgeführt wird. Ein Stier –
samt Reiter – zermalmt das Gatter und da es eh langsam dunkel wird, werden die
restlichen toros auf die Weide entlassen. Die Party kann beginnen. Arturo ist
überfordert und streunt auf der Insel rum. Alt und Jung schiebt sich unterm
Dach des Gemeindehauses zusammen – ein Wellblech auf 4 Pfählen. Riesige
Boxentürme ragen auf, ein Stroboskop wird angeworfen und im 30min Takt wird
zwischen Ranchero, Salsa, Merengue, Reggeaton und Elektro gewechselt.
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"Barco" at its best |
Mal wieder
unendlich verblüffend, wie sehr – Stereotype hin oder her – schon die kleinsten
der Kleinen den Rhythmus im Blut haben. Und drei ungelenkige Deutsche die alle
überragen mittendrin. Irgendwann verlassen wir die Feier, bzw. verlagern sie
auf unser Boot, lassen uns auf den See treiben und so neigt sich der Tag dem
Ende. Mitten in der Nach wacht
Arturo schreiend neben mir in der Hängematte auf, völlig orientierungslos. Verdammt
wir sind auf nem scheiss Boot! Ich steige mit ihm aufs Dach und irgendwie
beruhigt er sich wieder. Das geht mir echt nah diesen Kerl, den ich vor vielen
Jahren so lieb gewonnen habe so zu sehen. Verdammte Drogen, verdammte preza,
verdammtes Upala. Am nächsten Morgen schippern wir von Insel zu Insel, lassen
es uns gut gehen, decken und mit neuem Rum ein und verschlendern den Tag, bevor
es wieder in „heimische“ Gefilde geht.
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Von Insel zu Insel schippern |
Irgendwie hat sich alles
richtig und schön angefühlt, ich hatte Spaß und die ganze Szenerie des Archipels
ist einfach atemberaubend. Und trotzdem – wie eigentlich die ganzen letzten 3
Wochen – ist irgendwas anders. Irgendwas fehlt. Natürlich ist es nicht mehr das
Gleiche, die „alten Zeiten“ kann man nicht einfach so herbeizaubern, und verklärte
Erinnerungen vernebeln die Realität. Und obwohl ich mir das auch ständig
bewusst mache und eben trotz der ganzen Schönheit, des Wiedersehens und meiner
tollen Zeit die ich auch jetzt wieder habe, bleibt immer irgendwie ein Tropfen
Wehmut hängen, der sich dann auch noch mit einer kleinen Heimwehträne mischt. Nach
einer weitern Nacht bei Freunden, die ich zum Glück ohne alkoholische Blessuren
überstehen konnte ging es wieder nach San Jose. Es war seltsam denn Silvia, die
Mutter von Gonso und Arturo, ist eigentlich voll die brave und eher abstinente
Frau und wollte aber unbedingt, dass wir Sonntagabend noch mit ihr einen drauf
machen. Sie hatte extra Leute eingeladen, Alkohol gekauft usw. und war
regelrecht enttäuscht, dass wir drei mit einem Verweis auf die letzten 30
Stunden ablehnen mussten. Seltsamheiten wo ich gehe und stehe.
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Und wo es gefällt, da bleibt man einfach |
Nun also wieder
in San Jose, wo mit meinem Spanischkurs der Ernst des Lebens wieder losgeht. Aber
davon demnächst mehr. Gute Nacht Nimmerland, was immer du sein magst.
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