Montag, 4. November 2013

Scheelaa, Chela, Xela....ja wie denn nun?




Je nach dem wie man es ausspricht bzw. wo man sich befindet bedeutet es: Bier, Mädel mit weißer Haut oder es ist außerdem ein anderer Name für Quetzaltenango, die Stadt in der ich mich seit einer Woche befinde. Xela ist ein bisschen das Paris von Guatemala. Nicht das es irgendjemand so nenne würde, aber ich. Es liegt im Norden Guatemalas in den Bergen, nicht weit weg von der mexikanischen Grenze. Die Stadt spielte zu Kolonialzeiten eine wichtige Rolle (heute auch noch..) und dementsprechend ist auch die Architektur sehr kolonial; Schachbrettmuster, alte gepflasterte Strassen, niedrige Häuser mit großem Hinterhof. Gerade im alten Teil gibt es viele alte Verwaltungsgebäude und tatsächlich erinnert mich die Stadt an manchen Ecken ein bisschen an Paris. Ein weniger pompöses, kleineres und schmutzigeres Paris. Generell merkt man den europäischen Einfluss auf die Stadt, denn es gibt schöne Cafés, Restaurants, Pups und viele viele Sprachschulen. Xela ist tatsächlich eines der großen Sprachlernzentren Mittelamerikas und viele viele Amis und Europäer kommen her um als Freiwillige zu arbeiten und ein paar Wochen spanisch zu lernen, was vielleicht unter anderem die „Europäisierung“ der Stadt erklärt. 

Xela vom Dach meiner Schule. Nicht sehr parisig, ich weiß, aber es folgt bald der Gegenbeweis.


Nunja, und ich bin nun einer jener welcher. Eigentlich hatte ich ja vor 2 Wochen vor meinem Vertragsbeginn ein Praktikum in Guatemala Stadt zu absolvieren, aber das ist leider in die Hose gegangen. Also back to school. Fuck ey fragt mich mal wann ich das letzte Mal 5 Stunden am Tag lernen musste und Unterricht and stuff hatte! Los fragt mich! Keine Ahnung und es ist tough. Macht aber auch Spaß. Die meisten Sprachschulen hier sind nicht einfach nur Sprachschulen, sondern soziale Einrichtungen, Knotenpunkt mit Zusatzangeboten, Volunteermöglichkeiten usw. Und so wurde bei uns schon gekocht, debattiert und der lokale Fußballclub besucht. Allerdings versuche ich auch gerade so gut wie möglich noch ein bisschen Zeit für mich zu haben, denn ich weiß, das nächste Jahr wird sehr stressig. Habe ein schönes kleines Hotel gefunden in dem nur wenig Leute abgestiegen sind und fühle mich sehr wohl. Ruhige Tage also Nimmerland.

Als ich ankam, war gleich „dia de la Virgen de Rosario“ ein religiöses Fest der städtischen Schutzheiligen. Im „parque central“ war der Teufel los. Es gibt hier in der Kirche verschiedene „Logen“ also Gruppen die sich selbst organisieren und unter denen es wohl auch eine Art Rivalität gibt. (Natürlich habe ich den Namen vergessen). Auf jeden Fall malten die Logen an diesem Tag mit gefärbtem Sägemehl riesige Bilder/Mandalas auf den Boden rund um die Kathedrale. Wirklich groß, kunstvoll, bunt und schön. 

Vorher: Dalai Lama

Gegen 5 Uhr startete die Prozession, in der die Statue der Jungfrau auf einem – so scheint es – unglaublich schweren Podest um den Park getragen wird. Nur Frauen dürfen tragen und sie wechseln sich alle paar Minuten ab, was für die Schwere des Podestes spricht und wodurch die ganze Prozession zum Stillstand kommt. Die Strecke einer olympischen Aschebahn wird so in ungefähr  2 Stunden zurückgelegt. Begleitet und flankiert wird die Prozession von einer Kapelle, Ministranten, Würdenträgern und natürlich dem Bischof, der sich ehrlich gesagt gar nicht für das ganze Prozedere zu interessieren schien. Außerdem natürlich hunderte von Zuschauern + Felix, die das Spektakel verfolgten. Das kuriose an dieser Prozession ist, dass sie genau entlang oder besser genau über die Mandalas führte. Also wurde diese ganzen schönen Bilder von der Jungfrau kaputt getrampelt, was doch schon sehr buddhistisch anmutet. Nur Sekunden später strömten die Menschen herbei und putzten die Strasse und der Spuk war vorbei. Ich bin ja nun wirklich kein religiöser Mensch, aber irgendwie hat mir das ganze Prozedere gefallen.


Nachher: Jackson Pollock


Das tolle an den ganzen religiösen Festen hier ist, sie werden immer immer von einer Feria, also einem (Jahr-)Markt begleitet. Und das bedeutet ganz vielen ungesunden, fragwürdigen und eben auch exotischen Scheiß zum essen. Und das macht mich sehr glücklich, denn ich liebe die Esskultur in Lateinamerika, besonders wenn es um das Essen auf der Straße geht, etwas das Costa Rica ja leider in weiten Teilen fehlt. Und mein kleines Menü der letzten Woche…

Tacos in verschiedenen Ausführungen. Tacos sind hier nicht knusprige Hüllen wie in „Deutschland“ sondern es sind  gekochte/gebratene Maistortillas (also eher lapprig) mit Allerlei obendrauf. Meist gerupftes Fleisch, Wurst oder ähnliches (was auch immer ähnliche sein mag). Oft Krautsalat oder Chimichurri (Tomaten, Zwiebeln, Koriander), anderes Gemüse, scharfe Soßen etc. dazu  Gestern hatte ich zum Beispiel welche mit Spanferkel und Kartoffeln, geriebenen Radieschen und frittierter Schweinehaut. Normalerweise kosten 3 Stk. 1 Euro. 

Mindestens 400 instagram köstlicher Tacos
Pupusas, dicke Maistortillas mit Käse gefüllt manchmal auch mit schwarzem Bohnenmuss verbacken. Mit scharfer Soße bestrichen und Krautsalat belegt.

Eine leckere Platito mit gerilltem Zeug. Chuletas (Koteletts scharf mariniert), eine Art Innereien-Grützwurst (sehr lecker und würzig, leider Namen vergessen, vielleicht „Longaniza“?), Frühlingszwiebeln, Kartoffeln und Mayonnaisesalat.

Torta Mexicana, in Mayonnaise gebraten (kein Scheiß) dreierlei kleingeschnittenen Hotdogwürstchen, Chorizobrät (Paprikawurst) und ein bisschen Gemüse in eine Art großes Hotdogbrötchen gestopft und mit Mortadella verschlossen. Dann noch mal in Ketchup und scharfer Soße getränkt et Voilá.

Bonueles de miel, kleine frittierte Hefebällchen in einem Sirup aus brauner Zucker-Melange getränkt, die traditionell vor Kirchen verkauft werden.

Natürlich das obligatorische PolloFrito mit Papas, KFC-style frittierte Hähnchen mit Pommes das es wirklich an jeder Ecke gibt.

Chile-Rellenado, mit irgendeinem Zeug (echt keine Ahnung was) gefühlte Paprika, mit einem Eierteig umhüllt und frittiert.

Atoll de Elote, eine Art heißer Brei (zumindest von der Konsistenz so wie Flaa in Holland) aus Mais gemacht mit Zimt und ganzen Maiskörnern drinnen.

Horchata, eine kaltes (manchmal auch heißes) Getränk aus Reismilch mit viel Zucker, Zimt und Nelken gekocht.

Hmmmm und fuck, der Rest fällt mir jetzt irgendwie nicht mehr ein. Dabei gab es ne Menge Rest… Egal, ein andermal. Ganz bald, versprochen. Gerade hat mich die Muse verlassen und ich merke wie der Beitrag so vor sich hindümpelt...

Ich will/wollte aber noch eine – für mich – wichtige Sache loswerden. Nimmerland ich hab noch nie so ‘n ein abgefahrenes technisches Gerät besessen wie diese geile Kamera die ich von dir geschenkt bekommen habe. Und ich versuche auch echt Fotos zu machen nur um zu merken, dass ich dafür kein Talent besitze. Nichtsdestotrotz versuche ich es trotzdem fleißig. Ich tue mich allerdings sehr schwer damit Menschen zu fotografieren ohne sie vorher zu fragen und auch sehr schwer sie danach zu fragen. Es ist schade, denn tatsächlich gibt es so viele tolle Menschen, die ich dir gerne zeigen würde. Hier im Norden ist der Anteil indigener Bevölkerung sehr hoch und viele tragen „traditionelle“ Kleidung. Vor allem die Frauen sind in tolle Stoffe gehüllt, farbenfroh, schön und irgendwie – ich kann es nicht anders beschreiben – als „Stolz“ und „Würdevoll“. Ich versuche sehr darauf zu achten in diesem Blog nicht zu arg Stereotype zu reproduzieren wo man es vermeiden kann und das alles hier als relativ normal zu schildern (was auch immer das heißen mag). Dass ich euch keine tollen Fotos von den tollen Menschen hier zeigen kann tut mir leid, aber irgendwie empfinde ich es als respektlos und so bekommt ihr sie (außer sie haben mich dazu aufgefordert sie zu fotografieren) diese Menschen nur in der Menge oder am Rande zu sehen. Über meine Schüchternheit bezüglich des Fotografierens besonders der Menschen mit sichtbar indigenen Hintergrund, der dazugehörigen Geschichte, dem schon erwähnten Eindruck von „Stolz“ und „Würde“ und deren Gegenteile, werde ich ein andermal etwas ernster berichten. Kann ja nicht immer alles Lustig sein. 

Wen wirklich interessiert was ich und wie ich es meine, dem sei doch bitte die Publikation "Mit kolonialen Grüßen.." ans Herz gelegt, die hier gratis hier findet...


Das soll es also erstmal gewesen sein Nimmerland. Fühl dich gedrückt, muchos besos usw….