Samstag, 8. Mai 2010

Neuanfang....

Dear Nimmerblog,

Also bin ich jetzt schon/erst 5 Tage in Plamichal oder besser gesagt in San Pablo, denn Plamichal ist ungefähr ne Stunde Fußweg entfernt. Ich bin diesen verdammten Weg nun schon dreimal gelaufen und das ist echt kein Zuckerschlecken. Das erste Mal mit ca. 20 Kg. Einkäufen bei sengender Hitze. Das zweite Mal in strömendem Regen. Und was gibt es seitdem zu berichten? Ich bin in ein Haus gegenüber meinem neuen Projekt gezogen und im Gegensatz zu meiner liebgewonnenen Bruchbude in Bijagua lebe ich nun sozusagen in einem Schloss. Das Haus ist in etwa genauso groß wie mein altes aber es hat gefliesten Boden und eine richtige Küche mit Kochzeugs drinnen ein Sofa, dass nicht auseinanderfällt, und zwei Bäder mit richtig richtig warmem Wasser und drei Schlafzimmer mit insgesamt 8 Betten. Was ein bisschen stört ist der ganze Tico-Kitsch: rosa Vorhänge, gerüschtes Bettzeug, Nippes im Regal und kitschige Bilder an den Wänden. Ausserdem hat meine vermieterin sich gedacht: Damit sich die Touris hier zu Hause fuehlen, haenge ich mal ein paar meiner Hochzeitsbilder auf. Vielleicht wird das alles nach und nach in einer großen Kiste verschwinden – mal schauen. Meine Hängematte hängt bereits im Garten und man hört keine Lastwagen die die ganze Nacht das Haus erzittern lassen, sondern einzig und alleine das kleine Bächlein, das durch mein Grundstück plätschert. Also was soll ich sagen: Es ist wirklich ein kleines Paradies und ich fühle mich sehr wohl in dieser gottverlassenen Abgeschiedenheit. Ich zahle so viel wie für mein altes Häuschen und habe schon wirklich ein kleines schlechtes Gewissen ob dieser phänomenalen Verbesserung, weil all meine Nachbarn waschechte Campesinos sind und mit der ganzen Familie in kleinen Holzhäusern wohnen. Aber fairerweise muss man sagen, dass mein Haus – eigentlich so ein Ferienhäuschen – das einzige freie in der näheren Umgebung war. Entweder jeden Tag 2 Stunden Fußmarsch oder eben das beste Haus am Platz. Wie hättet ihr entschieden? Auf jeden Fall ist auch hier wieder jede Menge Platz und diesmal sogar jede Menge Betten für Besuch und das ist und war mir ja schon immer wichtig.
Und das neue Projekt? So viel kann ich noch nicht darüber sagen, aber auf jeden Fall liegt Arbeitsduft in der Luft und das freut mich. Nacientes Palmichal ist ja eine Mischung aus Lodge, Tagungszentrum und Bildungseinrichtung und irgendwie blicke ich da noch nicht so ganz durch. Mein Chef macht auf jeden Fall erstmal eine sehr netten, wenn auch etwas verwirrten Eindruck. Ein Mann mit vielen Visionen dem aber auch leider etwas heimtückisches anhaftet. Schon nach drei Tagen habe ich angefangen etwas in der Gerüchteküche zu stochern und ich versichere euch, ich werde – my dear Watson- dem ganzen ganz gehörig auf den Grund gehen. So wie es aussieht ist mein Chef nur ca. einmal die Woche im Projekt – zumindest wenn keine „Gäste“ da sind – und ich weiß noch nicht so genau, was ich davon halten soll. Auf jeden Fall gibt es so etwas wie eine Hausdame –Vivian - mit der ich mich schon echt gut verstehe, die meine Vermieterin ist und die immer irgendwas an Arbeit für mich hat. Bereits abgeharkt: Telefone installiert, Spüle repariert, Wanderwege mit Machete von Gestrüb befreit – dabei in den Finger geschnitten - , Schaufelmit neuem Stiel versehen, an einer Wir-pflanzen-1500-Bäume-Versammlung teilgenommen (werde einen Flyer entwerfen). Die nächsten Tage kommt ne riesen Kindegruppe für ein Öko-Seminar und ich helfe bei der Betreuung, am Mo. fahre ich zu einem Workschop über ländlichen Tourismus und in zwei Wochen ist eine einwöchige Tourismusmesse bei der ich wohl die ganze Zeit auf unserm Stand arbeiten werde. Ihr seht also, es scheint eine Menge zu tun zu und ich freue mich riesig drauf.

Nicht so toll geht’s mir mit meinem Abschied aus Bijagua, denn ich vermisse mein Leben, die Leute im Ort und vor allem meine Freunde. Die letzten Tage dort waren wirklich strange. Es war das gleiche Gefühl als ich damals Berlin verlassen hatte; irgendwie fühlte sich das nicht richtig an. Gerade zum Schluss habe ich noch ein paar wirklich schöne Dinge dort erlebt. Z.B. war meine Abschiedsfeier wirklich lustig und zumindest ich war unglaublich betrunken (Wodkamelone). Wobei, eigentlich waren alle ziemlich betrunken.  Ich habe echt nochmal sehr nette Leute in Bijagua kennengelernt und dabei noch gleich einen Haufen neue Billard-Regeln. Außerdem eine Bar gefunden in der es zu jedem Bier einen s.g. Boca gratis gibt. Das ist ein Minisnack in einer kleinen Schüssel – quasi ein Happs(Weiße Bohnen oder Ceviche oder Schweinefuss-Suppe). Großartig und köstlich und ich weiß wirklich nicht warum wir keine Bocas in Deutschland haben. Ausserdem waren am Ende noch eine Meneg Leute zu Besuch. Nicht nur fuer meinen Abscheid sondern auch sonst waren ein Haufen Leute da und auch meine Freunde hatten alle irgendwie besuch und so ist aus Bijagua moch eine richtig cosmopolitisches Kaff geworden. Wie auch immer, der Abschied fiel mir richtig schwer und auch wenn die ganzen neuen Eindruecke gar nicht so viel Platz fuer trauer lassen, werde ich Bijagua doch sehr sehr vermissen und mal wieder ein neues zu Hause zu meiner Liste hinzufuegen.

Wenn man so viele nette Leute auf der Welt kennen lernt ist das tolle daran ja, dass man immer wieder Gruende hat zurueck zu kommen. Das dumme ist nur, dass es immer schwieriger wird an alle orte zurueckzukehren und dann noch neue kennen zu lerenen. Ich hoffe das kappt mit Bijagua....

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